Die Sexismus-Debatte zeigt Wirkung. Als erster Sprachassistent erklärt jetzt Amazons Alexa: "Ich bin Feministin", und bezieht damit politisch Stellung.
Bisher hat Amazons Sprachassistent (jetzt wohl eher SprachassistentIN) eher zurückhaltend reagiert, wenn es um sexistische Beleidigungen ging. Auf anzügliche Sprüche folgte ein peinlich berührtes: "Ich bin nicht diese Art von Assistentin.". Doch die anhaltende Debatte um Sexismus in der Gesellschaft hat Auswirkungen: Alexa zeigt jetzt klare Kante.
Auf sexuelle Avancen reagiert das System schon seit einigen Monaten deutlich ablehnend mit: "Das ist nichts für mich". Und nach der #metoo-Debatte ist jetzt ein weiterer Satz hinzugekommen. Alexa ist klar weiblich und bezieht Stellung: "Ja, ich bin Feministin. Wie alle, die gesellschaftliche Ungleichheit zwischen Männern und Frauen überbrücken wollen."
Zwischen Marketing und politischem Diskurs
Damit ist Amazon Vorreiter bei den Sprachassistenten. Das Unternehmen dürfte damit nicht nur gesellschaftliche Ziele im Blick haben. Auch Marketingaspekte dürften bei der Überlegung eine Rolle gespielt haben, warum Alexa jetzt in der Sexismus-Debatte klar Stellung bezieht.
Vor einigen Wochen gab es bereits eine E-Petition mit mehr als 17.000 Unterzeichnern, die forderte, dass das System klar Stellung gegen sexuelle Nötigung bezieht. Aber die Entwicklung hat natürlich auch eine politische Dimension. Rechtskonservative Kreise in den USA werfen Amazon nun politische Einflussnahme vor.
"Das Bewusstsein wächst, dass diese Assistenten nicht im luftleeren Raum agieren."
Die Entscheidung darüber, wie ein Sprachassistent auf unsere Anfragen reagiert, treffen Entwicklerteams bei den Herstellern. Die realisieren langsam, dass die Systeme für viele Nutzer mehr sind als ein Kasten Blech, aus dem Musik kommt.
"Wenn man die Fortschritte bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz verfolgt, ist für die Zukunft gut möglich, dass so ein Assistenzsystem für uns auch Entscheidungen treffen wird."
Experten sind sich bereits jetzt sicher, dass diese Geräte sich dauerhaft etablieren werden und arbeiten gerade an Modellen für mobile Kopfhörer. Außerdem soll das System auch für PCs und Smartphones verfügbar sein. "Die Expansion kennt derzeit keine Grenzen. Auch was die Nutzung der Daten angeht", sagt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Andreas Noll.
Amazon hat bereits angekündigt, auch App-Entwicklern Zugang zu den Aufnahmen von Alexa zu geben. Aus den Transkripten wurden laut Amazon Namen und persönliche Merkmale herausgestrichen. Ob der User diesen Angaben vertrauen will, muss er selbst entscheiden.