Auf dem Fusion-Festival sind die Gäste beim Duschen gefilmt geworden. Heimlich. Die Videos davon sind auf Porno-Seiten gelandet. Solche Spanner-Videos werden offenbar häufiger. Nicht nur in Duschen wird heimlich gefilmt, auch auf Toiletten oder in Umkleidekabinen.

Wie groß das Spy-Cam-Phänomen ist, ist nicht klar. Das Ganze ist komplett illegal. Aber auf Porno-Seiten gibt es zehntausende solcher "Spy" oder "Hidden Cam-Videos".

Die werden dort in einer eigenen Kategorien gesammelt. Zu sehen sind vor allem ausspionierte Frauen, aber auch Männer: Auf dem Bahnhofsklo, unter der Hostel-Dusche oder in Umkleidekabinen.

Zum Teil sind diese Videos offensichtlich gestellt und sollen nur nach "Spy Cam" aussehen, teilweise sind sie aber auch ohne das Wissen der zu sehenden Menschen gedreht worden.

Spy-Cam Videos auf Pornoportalen

Es gibt den Straftatbestand der "Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen". Nach den Zahlen aus dem Jahr 2018 sind es fast 7300 Fälle. In der Tendenz sind es in den letzten Jahren immer mehr geworden. Das Problem ist, dass auch nicht-sexuelle Aufnahmen erfasst werden: Wenn jemand den Partner vom Detektiv beim Joggen beschatten lässt oder jemand einen Unfallverletzten filmt.

Plötzlich auf Pornoportal

Für die Opfer sind solche Straftaten extrem belastend. "Es ist natürlich ein massiver Eingriff in die eigenen Grenzen" sagt die Psychologin und Sexualwissenschaftlerin Vivian Jückstock.

"Jemand anderes bestimmt, ohne das eigene Wissen, dass die Grenzen verändert werden. Im Prinzip ist es ein Gefühl der absoluten Machtlosigkeit."
Vivian Jückstock, Psychologin und Sexualwissenschaftlerin

Für die Opfer ist es auch deshalb so schlimm, weil sie nicht wissen, wo das Video überall weiterverbreitet wurde und wer es schon gesehen hat.

Menschen, die voyeuristisch veranlagt sind oder mit den Videos Geld verdienen wollen, drehen diese Spanner-Videos. Vivan Jückstock arbeitet therapeutisch mit Voyeuren und weiß: "Es dient der sexuellen Befriedigung."

"Aber es ist wichtig zu sehen, warum dieses Verhalten gezeigt wird. Es geht häufig um Unsicherheiten im Kontakt. Wenn ich jemand beobachte, und der weiß es nicht - dann bin ich relativ sicher."
Vivian Jückstock, Psychologin und Sexualwissenschaftlerin

Hinter solchen Taten stecken manchmal auch traurige Geschichten von sehr gehemmte Menschen, die dringend therapeutische Hilfe bräuchten.

Solche Kameras im öffentlichen Raum zu entdecken, ist sehr schwer. Denn sie sind nur rund ein bis zwei Zentimeter groß und beispielsweise in Rauchmeldern oder Duftspendern versteckt. Gefunden wurden sie auch auf Dixie-Klos.

Deshalb: Achtet auf kleine Löcher an ungewöhnlichen Orten! Auch wenn ein Rauchmelder in ungewöhnlicher Höhe an der Tür kleben, sollten wir stutzig werden.

Letztes Jahr sind zum Beispiel beim Fusion-Festival in Lärz Mini-Kameras im Dusch-Bereich installiert gewesen. Die Videos sind dann auch im Netz gelandet. Mittlerweile sind sie wieder gelöscht und die Veranstalter haben Strafanzeige erstattet. Der oder die Täter werden noch gesucht, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Till Opitz.

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"Misstrauisch sein ist sicher gut, aber jetzt erst mal an allen Gegenständen in fremden Bädern zu rütteln, wäre vielleicht auch too much."
Till Opitz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Wenn wir solche Videos von uns im Netz entdecken, sollten wir sofort Anzeige erstatten. Wichtig ist, vorab Screenshots zu machen, um das Material als Beweis zu sichern. Im nächsten Schritt sollten wir die Plattform kontaktieren und um die Entfernung des Videos bitten.

Tatsächlich haben viele der Pornoportale Melde-Buttons. Dass die Täter gefasst werden, ist nicht unwahrscheinlich. Die Polizei hat in dem Bereich hohe Aufklärungsquoten, kann die Täter also oft dingfest machen.

Shownotes
Spannervideos im Netz
Videos von Spy-Cams landen auf Pornoportalen
vom 06. Februar 2020
Moderation: 
Tina Howard
Gesprächspartner: 
Till Opitz, Deutschlandfunk Nova