Im Jemen ist die Lage noch viel schlimmer als in Syrien oder im Irak: Inzwischen sind 80 Prozent der Jemeniten auf internationale Hilfslieferungen angewiesen. Nun gilt eine Feuerpause zwischen den Huthi-Rebellen im Norden des Landes und der Armee der Regierung. Nicht der erste Versuch. Aber wenn diesmal alles gut geht, soll es in einer Woche wirklich zu Friedensverhandlungen kommen.
Um Mitternacht ist die Waffenruhe in Kraft getreten. Danach gab es aber noch in einzelnen Teilen des Landes Gefechte, sagt unser Korrespondent Carsten Kühntopp. Auch die Militärallianz unter Führung von Saudi Arabien flog weitere Luftangriffe. Trotzdem sei es zurzeit so ruhig, wie schon lange nicht mehr. Auch weil diesmal beide Seiten unmittelbar vor der Feuerpause erklärt haben, dass sie sich an die Abmachung halten wollen. Trotzdem hält sich jeder das Recht auf Vergeltung vor, sollte die andere Seite gegen die Vereinbarung verstoßen.
"Der Jemen wird - meiner Meinung nach - für die Saudis mehr und mehr zu einer Art Sumpf, wie es damals auch Vietnam für die USA war."
Auch wenn wir schon einmal an dem gleichen Punkt waren, ist Carsten Kühntopp optimistisch, dass es diesmal mit der Waffenruhe klappt. Weil beide Seiten ein Interesse zeigten, die Lage zu beruhigen. Klar ist aber auch: Wenn die Gewalt in den nächsten Tagen erneut eskaliert, kommt es erst gar nicht zu den Friedensverhandlungen in Kuwait.
Stellvertreterkrieg Saudi-Arabien gegen Iran
Beim Konflikt im Jemen geht es vor allem um die Mächte, die hinter den Konfliktparteien stehen: Also Saudi-Arabien, das gemeinsam mit einer Koalition den Machthaber unterstützt, und Iran, das hinter den Huthi-Rebellen stehen soll. Es ist also ein Stellvertreterkrieg, bei dem es um die Vormachtstellung im arabischen Raum geht. Das war wohl auch der Grund, warum sich der damals noch neue saudi-arabische König Salman ibn Abd al-Aziz Al Saud im März vergangenen Jahres entschloss, mit seiner Koalition Luftangriffe gegen die Rebellen zu fliegen. Das vergangene Jahr hat aber auch gezeigt: Saudi-Arabien kann zwar die jemenitische Hauptstadt Sanaa in Schutt und Asche legen, wirklich zu schlagen sind die Huthi-Rebellen aus der Luft aber nicht.
Erst die Feuerpause, dann der Waffenstillstand
Bevor es überhaupt zu Friedensverhandlungen kommen kann, muss aus der Feuerpause ein formeller Waffenstillstand werden, sagt Carsten Kühntopp. Und dann geht es ans Eingemachte. Die Huthi werfen dem amtierenden Präsidenten Vetternwirtschaft und Korruption vor und wenden sich gegen das föderative System, weil sie fürchten, dadurch marginalisiert zu werden. Auf der anderen Seite fordert Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi und die Saudis, die ihn unterstützen, dass sich die Huthi aus den Gebieten zurückziehen, die sie eingenommen haben. Auch deshalb hat der UN-Sondergesandte gesagt: Beide Seiten müssen jetzt bereit sein, schwierige Kompromisse zu schließen.