Vorm Umzug verzettelt, viel zu viel gekocht oder mal wieder mit allem zu spät – das ist kein Schicksal. Wir können unser Gehirn trainieren, besser zu planen.

Wenn wir etwas planen, dann versuchen wir strategisch vorzugehen, damit uns die Sache auch gelingt. Dabei hilft uns das Gehirn, das darauf ausgerichtet ist, ein Modell der Zukunft zu erstellen. Predictive Coding ist der Fachausdruck dafür. Unser Gehirn erstellt sozusagen ein Vorhersagemodell, erklärt Neurowissenschaftler Henning Beck. Problem dabei ist, dass wir nicht so viele Schritte, wie in dem Vorhersagemodell nötig sind, im Voraus denken – wir können immer nur ein bis zwei Schritte vorausdenken, erklärt Henning.

"Wir sind nicht besonders gut darin, viele Schritte nacheinander zu machen, also so viele, wie nötig sind. Sondern wir denken immer nur ein bis zwei Schritte voraus."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Dadurch entstehen Fehler in unserem Vorhersagemodell, die sich ansammeln, sagt der Neurowissenschaftler. "Es wird dann immer falscher. Und so kann es am Ende sein, dass wir bei Aufgaben, die viele Schritte erfordern, nicht gut sind, diese vorherzusehen." Ein bis zwei Schritte schaffen wir gut, aber sobald es mehr werden, werden wir eben immer schlechter.

Das Ergebnis ist, dass unser Plan nicht aufgeht: Wir haben dann zu viel für die Party eingekauft und gekocht, am Umzugstag immer noch nicht alle Kartons gepackt oder vorm Urlaub noch so viel vorzubereiten, dass wir die Nacht durchmachen müssen.

Spielend strategisches Handeln trainieren

Die gut Nachricht: Wir können das Planen aber trainieren und so besser werden. In unserem Gehirn findet eine Art Wechselspiel zwischen einem Kontroll- und einem Modellbereich statt, sagt Henning Beck. Heißt: Ein Bereich erstellt die Wenn-Dann-Modelle und korrespondiert mit dem Bereich, der einen Abgleich mit der Realität macht und diese Modelle analysiert.

"Dieses Kontrollnetzwerk und dieses Modellnetzwerk sind immer in einem Wechselspiel und das kann man trainieren."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Eine Untersuchung von Forschenden der New York University zeigt, dass Menschen dieses Wechselspiel durch entsprechendes Training verbessern können, sodass sie in der Lage sind, die Zukunft besser zu planen. Ausgangslage für die Forschenden war die Tatsache, dass Schachspielende, die sehr viel strategisch und viele Züge im Voraus denken müssen, auch im Alltag besser planen können.

Mit Spielen besseres Planen lernen

In der Studie haben die Forschenden dann für ihre Untersuchung das Planungsspiel Tic-Tac-Toe eingesetzt. Die Teilnehmenden sollten lernen zu überlegen, wenn sie einen bestimmten Zug machen, mit welchem Zug dann ihr Gegner oder Gegnerin antworten würde.

"Du lernst, schrittweise in die Zukunft zu planen."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

So haben die Teilnehmenden gelernt, schrittweise in die Zukunft zu planen, erklärt Henning Beck. Sie könnten dadurch mehr Planungstiefe erreichen und in ihrem Leben vielleicht bessere Entscheidungen treffen. Tatsächlich können Spiele dabei helfen, dieses strategische Denken zu üben und auf die Wirklichkeit zu übertragen, meint der Neurowissenschaftler.

Shownotes
Strategisches Handeln
Wie wir besser planen lernen
vom 10. Juni 2023
Moderator: 
Nik Potthoff
Gesprächspartner: 
Henning Beck, Neurowissenschaftler