Die Idee ist simpel. Einer bezahlt den Account eines Streamingdienstes, die anderen bekommen das Passwort und schauen mit. Dafür beteiligen sie sich an den Kosten. Das ist fair. Nein, das ist Betrug! Könnte man dagegen halten. Aber so einfach ist das nicht.
Die Kultur des Teilens ist nicht neu. Bekannt als Share Economy ist sie sogar mega hip! Aber wie sieht das bei Streamingdiensten aus? Glaubt man einer Erhebung der US-Beratungsgesellschaft Parks Associates, konsumiert jeder Fünfte in der Altersgruppe der 18 bis 24-Jährigen digitale Medien kostenlos. Am beliebtesten scheint der Anbieter Netflix genutzt zu werden. Da glauben Analysten der US-Bank Citygroup, dass in den USA insgesamt 100 Millionen Menschen diesen Streamingdienst schauen, aber nur 46 Millionen dafür zahlen. Klingt kriminell, ist es im Fall von Netflix aber gar nicht.
"Pro Netflix-Accout kannst du fünf Profile anlegen. Und darfst auf bis zu vier Geräte gleichzeitig streamen."
Netflix selbst formuliert recht schwammig. Konkret nachgefragt, ob man sein Passwort an Dritte weitergeben darf, heißt es "Wir sind ein Streamingdienst für Familien." Konkret bei einem Anwalt nachgefragt, heißt es: In den AGB ist das meistens geregelt, ob ich den Account weitergeben darf oder nicht.
"Wenn es in den AGB nicht explizit verboten ist, darf ich das Passwort teilen."
Bei Netflix ist es so, dass es zwar nicht explizit verboten ist, den Account zu teilen. Aber sich als Nachbarn beispielsweise die Kosten zu teilen, das geht nicht. Da könnte man in den Bereich der kommerziellen Nutzung kommen. Und die ist bei allen Diensten in den AGB ausgeschlossen.
"Wenn eine Person ihren Account an andere weiterverkauft, ist das eine Grauzone."
So ähnlich wie bei Netflix, ist es bei den meisten großen Streaminganbietern. Sie alle rufen zwar nicht dazu auf, sich mit anderen den Account zu teilen, aber für sie ist es ok, wenn die Familie mitguckt. Watchever beispielsweise spricht von einem Haushalt. Strenger sind hingegen laut Medienanwalt Christian Solmecke Sky und Maxdome. "Die sagen, dass nur ein Mensch das Ganze nutzen darf und drohen teilweise sogar mit Vertragsstrafen." Man kommt also nicht umhin, sich die AGB genau anzuschauen.
Die Anbieter dulden das Teilen
Laut einer Schätzung der US-Beratungsgesellschaft Parks Associates gehen den Streamingdiensten weltweit jährlich 500 Milliarden US Dollar durch die Lappen - nur weil Menschen ihr Passwort teilen und andere mitgucken. Die Anbieter stehen unter Druck. Der Markt ist umkämpft - und die meisten werden sich denken; besser, wenn andere umsonst mitgucken, vielleicht überzeugt sie das Angebot und sie legen sich selbst einen eigenen Account zu. Das ist die bessere Variante, als wenn sie zur Konkurrenz abwandern.