In einigen Städten geht der Trend zum Edel-Döner. So einer mit Wagyu-Rind kostet schon mal locker 35 Euro. Aber ist das noch ein Döner im klassischen Sinn?

Schon bei Burgern gab es diese Entwicklung: erst super günstig, dann wurden sie immer ausgefallener und dementsprechend auch teurer. Beim Döner gibt es gerade eine ähnliche Transformation. Vom günstigen Streetfood hin zum fancy Essen to go. Der aktuelle Spitzenpreis für einen Döner liegt in Berlin bei etwa 35 Euro. Da steckt dann Wagyu-Rind drin, extra eingeflogen aus Japan. Unser Foodreporter Christian Schmitt ist ganz ehrlich: Er hält nicht viel von dieser Art Döner. Vor allem, weil es sich dabei gar nicht um einen Döner handelt. Denn das Wort Döner leitet sich vom Drehen ab. Also der Drehspieß, den wir alle kennen.

"Das Wagyu-Ding oder auch die vielen Steak-Döner, die jetzt kommen. Oder das Adlon, das bietet auch einen sogenannten Signature Döner an, mit Sous-Vide-gegartem Kalbsrücken-Filet. Das sind vielleicht leckere Sandwiches, aber keine Döner."
Christian Schmitt, Deutschlandfunk-Nova-Foodreporter

Für unseren Reporter ist das eher geschicktes Marketing. Fraglich ist, ob das Ganze tatsächlich ein Trend ist. Ein Luxus-Döner in Bochum in Nordrhein-Westfalen musste bereits dicht machen. Mit Blick aufs Fleisch, geht es aber schon in die richtige Richtung, findet Christian Schmitt. Er sieht nämlich in Sachen Fleischqualität beim Döner Nachholbedarf.

Luft nach oben beim Dönerfleisch

"Und da rede ich gar nicht von irgendwelchen Gammelfleisch-Skandalen. Sondern einfach von der Herkunft des Fleisches", sagt unser Food-Reporter. Die Geschichte des Döner Kebap in Deutschland beginnt angeblich im Jahr 1972. Da soll der Gastronom Kadir Nurman den Döner in Berlin erfunden haben, so wie es ihn heute gibt. Er soll seinen Spieß noch selber zusammengebaut haben.

Heute ist der Döner das beliebteste Fast-Food in Deutschland. Dabei kommt sehr viel Dönerfleisch aus Massentierhaltung. Es gibt große Dönerfleisch-Fabrikanten hier in Deutschland, die die große Masse an Läden versorgen, und da spielt die Herkunft einfach oft keine große Rolle.

Unser Reporter meint, ein guter Döner braucht nicht viel. Und so sieht es beispielsweise auch Lia Gülmez. Sein Laden gehört zu den ältesten in Köln. Seit 30 Jahren wird dort Döner verkauft und das Fleisch kommt von einem Metzgermeister. Es wird jeden Tag frisch zusammen geschichtet.

"Keine TK-Ware, keine Geschmacksverstärker, keine Zusatzstoffe. In einen guten Döner kommt eigentlich nur Salz, Pfeffer, bisschen Zwiebel und Eier. Das war's eigentlich."
Lia, Gülmez, besitzt einen Dönerladen in Köln

Ein guter Döner lässt sich aber auch mit dem bloßen Auge erkennen, meint unser Reporter. "Ja man muss auf die Schichten schauen. Das ist schon mal ein guter Hinweis. Alles, was so aussieht, wie ein großer Block, das ist halt zusammengepresst. Ob Kalb oder Hühnchen, Schichten sind immer ein gutes Zeichen, sagt auch Lia Gülmez. Allerdings sucht man Biofleisch in Dönerladen vergeblich. Denn das wäre für die Konsumenten und Konsumentinnen viel zu teuer.

Biofleisch im Döner könnte keiner bezahlen

Wenn wir die Rechnung mal aufmachen, sähe es nämlich so aus: Ein Kilo Bio-Kalbfleisch kostet im Moment rund 50 Euro. Auf einen durchschnittlichen Döner kommen ungefähr 150 Gramm Fleisch. Das wäre für den Gastronom schon ein Wareneinsatz von 7,50 Euro – allein fürs Fleisch. "Und da kann sich jeder selbst ausrechnen, was er für ein Fleisch kriegt, wenn er einen Döner für 2,50 Euro im Laden kauft. Nämlich Massentierhaltung, weil das alles nur über Masse geht", sagt Christian Schmitt.

"Deshalb nervt mich auch so ein bisschen der vermeintliche Edel-Döner mit Steak – und das mit japanischem Rind eh."
Christian Schmitt, Deutschlandfunk-Nova-Foodreporter

Für unseren Reporter wäre es schon ein großer Fortschritt, wenn Kalbfleisch häufiger im Döner landet. "Ein Döner mit Kalbfleisch wäre schon per Definition ein Edelprodukt. Kalbfleisch ist ein Edelprodukt. Da würde ich mir wünschen, dass es da flächendeckend bessere Qualität gibt", sagt Christian Schmitt. Seiner Ansicht nach sollte sich die Kundschaft dessen bewusst sein, was gutes Kalbfleisch ist.

"Denn wenn der Döner 2,50 Euro kostet, dann kann es kein gutes Kalbfleisch sein. Dann lieber Falafel essen, das ist besser fürs Tierwohl."
Christian Schmitt, Deutschlandfunk-Nova-Foodreporter

Andere Möglichkeit: mal einen vegetarischen Döner probieren. Es gibt inzwischen Herstellerfirmen, die der Gastro komplett vegetarische Spieße verkaufen. "Ich hab die schon probiert. Es ist wirklich schwer, da noch einen Unterschied zu schmecken. Vor allem, wenn noch eine leckere Sauce dabei ist", sagt unser Foodreporter.

Shownotes
Streetfood
Döner Kebab – auf Edel-Food gepimpt
vom 08. April 2024
Moderator: 
Christoph Sterz
Gesprächspartner: 
Christian Schmitt, Deutschlandfunk-Nova-Foodreporter