Die Lokführergewerkschaft GDL legt nach: Erneut werden Güterverkehr und Personenverkehr bestreikt. Warnstreiks gibt es aber auch in anderen Branchen und mehr könnten folgen. Die Ruhe durch Corona ist scheinbar zu Ende.
Die Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) bestreikt ab dem Nachmittag (1. September) den Güterverkehr und ab Donnerstag dann den Personenverkehr. Damit beginnt im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn der dritte und bislang längste Streik der GDL. Die Streiks sollen am Dienstagmorgen (7. September) enden.
Tarifverhandlungen starten wieder
2020, im ersten Jahr der Coronapandemie, wurde in den verschiedenen Branchen nicht gestreikt. Die Tarifverhandlungen waren quasi ausgesetzt.
"In 2020 ging es mehr darum, durch die Pandemie zu kommen", sagt Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft. Er leitet dort das Kompetenzfeld Tarifpolitik und Arbeitsbeziehungen. Im vergangenen Jahr verständigten sich die Tarifpartner auf Maßnahmen für die Kurzarbeit oder auch, um Jobs abzusichern. "Dafür haben die Gewerkschaften vielfach auf Lohnerhöhungen verzichtet und Einmalzahlungen bekommen", sagt Hagen Lesch.
Nicht nur bei der Bahn gibt es Warnstreiks
Diese Zurückhaltung gehe 2021 zu Ende. Die Gewerkschaften wollen wieder verhandeln. Es gab schon in einigen Branchen Warnstreiks: zum Beispiel in der Metall- und Elektroindustrie. Aber diese Warnstreiks haben für viele Bürgerinnen und Bürger keine unmittelbaren Folgen. Anders eben, wenn die Bahn bestreikt wird.
"Die Gewerkschaften machen mehr Druck. Das wird sich auch im zweiten Halbjahr 2021 fortsetzen."
Die Warnstreiks der GDL sind für Reisende sehr ärgerlich. Eine Zugfahrt später nachholen, macht oft keinen Sinn. Es ist aber auch so, dass bei der Bahn im Verhältnis zu anderen Branchen nicht mehr gestreikt wird. "In der Metall- und Elektroindustrie kommt es auch regelmäßig zu Warnstreiks", sagt Hagen Lesch.
Im Einzel- und Großhandel laufen zurzeit Tarifverhandlungen: "Im Einzelhandel sind die auch festgefahren. Das kann dazu führen, dass wir regelmäßig Warnstreiks bekommen", sagt Hagen Lesch. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel gab es Streiks Ende August. Aber die Verbraucherinnen und Verbraucher merken das teils nicht: Der Handel kann die Streiks durch Mitarbeitende auffangen, die eben nicht streiken.
Im September starten auch die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst der Länder. Hier wird aber spürbar, wenn es keine Einigung gibt: Denn dann könnte es im Herbst zu Streiks an Universitäten kommen und in den Stadtstaaten könnten auch Schulen bestreikt werden.