Der Plan, an Ostern umweltbewusst mit der Bahn zu verreisen, könnte durch die stockenden Tarifverhandlungen torpediert werden. Ihre "Wellenstreiks" will die GDL nicht vorher ankündigen. Ob wir mit der Bahn zuverlässig ankommen.
Nach dem Streik ist – wie so oft in den letzten Wochen – vor dem nächsten Streik. Weil sich die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Deutsche Bahn nicht einig werden, findet gerade der sechste Streik der aktuellen Tarifrunde statt. Wer ein Ticket für den Osterurlaub bei der Bahn gebucht hat, fragt sich nun möglicherweise, ob sie oder er auch mit dem Zug ans Ziel kommt. Denn die GDL kündigt ihre Streiks nun nicht mehr 48 Stunden vorab an. Und das darf sie offenbar auch – juristisch ist die Bahn mit ihrer Klage gerade erst erneut gescheitert.
Deutsche Bahn nähert sich den GDL-Forderungen an
Alexander Gallas ist Politikwissenschaftler und forscht an der Uni Kassel zu Streiks. Er geht davon aus, dass es bald zu einer Einigung zwischen der Gewerkschaft und der Deutschen Bahn kommen wird, da die Bahn den GDL-Forderungen nach einer 35-Stunden-Arbeitswoche inzwischen sehr nahekomme: Der Konzern bietet Schichtarbeitenden eine schrittweise Verringerung der Wochenarbeitszeit auf 36 Stunden an – bei vollem Lohnausgleich.
"Die Bahn hat sich nach langem Hin und Her dazu durchgerungen, sich in Richtung 36-Stunden-Woche zu bewegen. Das zeigt, dass es einen Einigungskorridor gibt."
Für den Osterurlaub will der Streikforscher allerdings noch keine absolute Entwarnung aussprechen: "Ich würde für die Osterreise mit der Bahn eher kurzfristig planen. Das werde ich an Ostern auch so machen", sagt Alexander Gallas. Im Fall eines Streiks an Ostern sollten wir pragmatisch reagieren, empfiehlt er. Reisende sollten sich vorab informieren und – wenn die Bahn tatsächlich nicht fährt – bereit sein, umzuplanen.
2014/2015 waren neun Streikrunden nötig
Seinen Sommerurlaub mit der Bahn habe er schon gebucht – bis dahin sei auf jeden Fall mit einer Einigung zwischen den Parteien zu rechnen. Allerdings kann es durchaus auch mal sehr lange dauern: Alexander Gallas erinnert an den Tarifkonflikt zwischen GDL und Bahn von 2014/2015: Bis eine Einigung stand, vergingen damals neun Streikrunden. Stattliche 350 Stunden fielen durch Streiks im Personenverkehr aus.
"Ich würde für die Osterreise mit der Bahn eher kurzfristig planen."
Bislang seien etwas über 300 Stunden im Personenverkehr ausgefallen. Von daher könne sich das schon noch ein bisschen hinziehen, sagt Alexander Gallas.