Bei Zaubertricks sind die meisten von uns neugierig, was dahintersteckt. Aber würden wir auch so weit gehen, einen Elektroschock in Kauf zu nehmen, um zu erfahren, wie er funktioniert? Eine neue Studie sagt: Ja, viele von uns würden das Risiko eingehen.

Der Aufbau des Experiments dazu war wie folgt: Ein britisch-japanisches Forschungsteam hat circa 30 Freiwilligen Videos mit Zaubertricks gezeigt. Währenddessen lagen die Probanden in einer Röhre, und ihre neuronalen Aktivitäten wurden beobachtet.

Nach dem Ansehen des Videos konnten sie entscheiden, ob sie wissen wollten, wie der Zaubertrick funktioniert. Um das Geheimnis zu erfahren, mussten sie aber in Kauf nehmen, dass sie mit jeweils unterschiedlich hoher Wahrscheinlichkeit einen elektrischen Schlag abbekommen würden. Diesen hatten sie zuvor bereits gespürt, sie wussten also, auf was sie sich einließen.

Risikofreude bei geringer Wahrscheinlichkeit

Bei den Probanden und Probandinnen, denen für den Elektroschock eine Wahrscheinlichkeit zwischen 16 und 33 Prozent angezeigt bekamen, gingen sehr viele das Risiko ein. Je höher die Wahrscheinlichkeit für einen elektrischen Schlag war, desto weniger ließen sich drauf ein.

"Lag die Wahrscheinlichkeit eines elektrischen Schlags so bei 16 bis 33 Prozent, gingen ziemlich viele das Risiko ein."
Sabrina Loi, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Es gab jedoch auch einige Probanden, die noch bei mehr als 50 Prozent Wahrscheinlichkeit einen Schock in Kauf nahmen. Das zeigt, dass Neugierde die Menschen zu riskanten Entscheidungen treiben kann, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sabrina Loi.

"Das Experiment zeigt also, dass Neugier die Menschen zu riskanten Entscheidungen treiben kann."
Sabrina Loi, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Und das selbst, wenn es um etwas aus der Kategorie "Unnützes Wissen" geht, wie zum Beispiel einen Zaubertrick. Denn die Tricks waren relativ simpel:

  • Trick 1: Eine Zigarette wurde scheinbar durch eine Münze geschoben.
  • Trick 2: Ein Kartenspiel, das in einer Pappschachtel steckt, wurde in eine andere Schachtel gesteckt. Danach drehte der Zauberer diese Schachtel um, und sie war leer.

Das Belohnungsprinzip

Mithilfe von funktioneller Magnetresonanztomographie wurden nach dem Experiment die Hirnscans der Probanden ausgewertet. Dabei fanden die Forschenden heraus, dass die Erwartung, den Trick endlich verstehen zu dürfen, die gleichen neuronalen Bahnen aktivierte, die auch bei dem Erwarten einer Belohnung aktiviert werden.

Zweiter Versuchsaufbau: Hunger statt Neugierde

Dies zeigte sich auch bei einem zweiten Versuch: Hierbei sahen sich die Probandinnen und Probanden auf leeren Magen Bilder von Essen an – beispielsweise von einer Tafel Schokolade. Auch hier durften sie wieder entscheiden, ob sie mit unterschiedlich hoher Wahrscheinlichkeit einen Elektroschlag in Kauf nehmen, um das abgebildete Essen nach dem Experiment zu bekommen.

Ein Kurvendiagramm der Hirnscans zeigte danach: Die Kurven bei Neugierde und Hunger waren fast identisch. Neugierde kann also ähnlich wie Hunger ein großes Verlangen in uns auslösen – und uns zu mehr Risikofreude verleiten.

Shownotes
Studie zu menschlicher Neugierde
Neugierde und Hunger treiben uns zu riskanten Aktionen
vom 09. April 2020
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartnerin: 
Sabrina Loi, Deutschlandfunk-Nova