Das Auto als Schlafplatz, das Schwimmbad als Dusche. Studierende leiden unter dem angespannten Mietmarkt. Matthias Anbuhl vom Deutschen Studentenwerk kennt die Situation.
Das Wintersemester geht gerade an vielen Hochschulen los. Online-Seminaren sind seltener geworden, für viele Veranstaltungen müssen die Studierenden physisch anwesend sein. Wer nicht von den Eltern aus pendeln kann, hat vielleicht schon ein Zimmer gefunden. Doch die in den Unistädten knubbeln sich coronabedingt mehr Erstsemester.
"Wohnungsnot ist die neue soziale Frage dieser Zeit", sagt Matthias Anbuhl. Er ist Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks. Er weist darauf hin, dass die Gesamtzahl der Studierenden seit 2008 dank staatlicher Förderung um rund 49 Prozent gestiegen ist und führt aus: "Man hat vergessen, dass diese Studierenden ein Dach über dem Kopf brauchen, zu einer Mensa gehen müssen und dass die eine soziale Infrastruktur brauchen. Das hat man nicht gefördert." Außerdem müssten die Bedarfssätze und Freibeträge beim Bafög kräftig angehoben werden.
"Hier tut sich eine Lücke auf. Es ist eine vordringliche Aufgabe für die künftige Bundesregierung mehr studentisches Wohnen, mehr Studentenwohnheime zu fördern."
550 Euro für ein WG-Zimmer sei in München normal, für Studierende allerdings nicht zu finanzieren. Matthias Anbuhl weist darauf hin, dass die Wohnkostenpauschale beim Bafög 325 Euro beträgt.
Wohnheimplätze für neun Prozent
Das reiche vielleicht für eine Wohnung im Studierendenwohnheim, davon gebe es allerdings nicht genug. Insgesamt stünden für ungefähr neun Prozent der Studierenden Wohnheimplätze in ganz Deutschland zur Verfügung.
"Wir merken, dass insbesondere in den großen Hochschulstädten – wie Köln, Berlin, Frankfurt, München – die Wartelisten für einen Wohnheimplatz wieder länger werden."
Auch der Wohnungsmarkt für Studentinnen und Studenten sei von einem Ost-West-Gefälle geprägt. Im Osten sind die Mieten noch günstiger, im Westen sind die höher. Der Wohnungsmarkt im Südwesten, etwa in den Hochschulstädten Tübingen und Heidelberg, sei durch die hohen Mieten dort sehr angespannt.
Unabhängigkeit als Wert
Insgesamt sei Ablösung von Zuhause allerdings für die Persönlichkeitsentwicklung eine wichtige Phase, so dass für die Mehrheit der Studierenden ein Leben in der jeweiligen Unistadt möglich sein sollte, findet, Matthias Anbuhl,
"Das muss unser Ziel sein, dass die meisten dieser jungen Menschen einen Wohnplatz in der Hochschulstadt finden."
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