Im Sudan testet ein Forscherinnenteam, ob Telenovelas zum Thema Beschneidung die Einstellung der Menschen dazu nachhaltig verändern können. Ergebnis: Sie können.
Es geht um Träume, Karriere, Liebe und - weibliche Beschneidung.
Die 90-minütige Telenovela rund um eine sudanesische Großfamilie kommt nicht aus einem klassischen Filmproduktionsstudio, sondern ist die Idee eines Wissenschaftlerinnen-Teams in Zusammenarbeit mit Unicef.
Nach der Soziologin Sonja Vogt von der Universität Zürich eignen sich gerade Entertainmentformate dazu, auch Menschen zu erreichen, die Beschneidung klar befürworten. Dokus würden da eher versagen: Wer fest überzeugt von einer bestimmten Auffassung ist, wird sich wohl eher nicht eine Dokumentation anschauen, die dezidiert darüber berichtet, dass gerade diese Auffassung falsch ist.
"Auch wer nicht sofort dafür ist, schaut sich den Film erstmal an."
Das Team um Sonja Vogt wollte eine ganz normale Telenovela produzieren - eine, die so auch im sudanesischen Fernsehen laufen würde. In einem Drittel der Handlung geht es um weibliche Beschneidung.
Aufklärung über Entertainment ein Erfolg
Auch im Sudan ist weibliche Beschneidung nicht unumstritten. Lange sei davon ausgegangen worden, dass Mädchenbeschneidung eine tief verwurzelte soziale Norm sei, die von fast jedem befürwortet wird, sagt Vogt. Nach vermehrten Forschungsarbeiten sei nun aber bekannt, dass Menschen im Sudan sehr abweichende Einstellungen dazu haben, so Vogt. Bei diesen unterschiedlichen Meinungen setzte das Team an und arbeitete sie in das Drehbuch ein.
"Wir haben zeigen können, dass sich Einstellungen signifikant verbessern und die Leute viel positivere Einstellungen gegenüber nicht beschnittenen Mädchen haben."
Ein weiteres Ergebnis: Von den vier für die Studie entwickelten Filmversionen hatte nur eine einen nachhaltigen Effekt. Und zwar die Version, die zwei Ebenen thematisiert hat: wie die Charaktere persönlich zu dem Thema stehen und was die anderen von ihnen erwarten. Wurde beides separat abgehandelt, war die Telenovela wenig erfolgreich.
Künftige Film- und Radioformate müssen das laut Studie berücksichtigen, wenn sie erfolgreich sein wollen.