Gretas gute Freunde wohnen alle weit weg. Wenn sie trotzdem etwas mit anderen unternehmen will, sucht sie sich Gleichgesinnte per App. Wie wir es trotz Job und Pflichten schaffen, neue Leute kennenzulernen, erklärt Psychotherapeutin Beate Brombacher.
"Wenn ich nach Berlin ziehe, setze ich mich ins Café und lerne einfach so neue Leute kennen" – so hatte sich Greta, die ursprünglich aus Frankfurt stammt, ihren Neuanfang in der Hauptstadt vorgestellt. Doch als sie dann in der Situation war, fürchtete sie, dass sie Menschen zu nahekommen könnte, die eigentlich keine Lust auf sie hatten. Und das wollte sie auf gar keinen Fall.
Aktiv auf Freundschaftssuche
Bei ihrem ersten Treffen, das Greta über eine App ausgemacht hat, war sie schon ziemlich nervös, erzählt sie. "Eigentlich war es ähnlich wie bei einem richtigen Blind Date", erzählt sie. Doch dann ging alles glatt. Die beiden verstanden sich auf Anhieb, gingen gemeinsam essen und weiter auf eine Party.
"Man guckt schon, ob die Person auch optisch zu einem passen könnte. Und dann schaue ich auf die Interessen, die im Profil angegeben sind."
Gretas erstes freundschaftliches Bind Date war übrigens niemand, der so wie sie neu in der Stadt war. Es war eine Berlinerin, die zwar einen ewig alten Freundeskreis hat, aber aus ihrer Bubble raus wollte. Das kommt gar nicht so häufig vor, schätzt die psychologische Psychotherapeutin Beate Brombacher ein.
"Menschen zwischen Mitte zwanzig und dreißig haben meist etablierte Hobbys und soziale Kreise, die es schwieriger machen, neue Freundschaften zu knüpfen."
Wenn soziale Ängste neue Freundschaften erschweren
In die Praxis von Beate Brombacher kommen aber auch Menschen, die sich aufgrund sozialer Ängste oder aus zu großer Angst vor Ablehnung nicht überwinden können, auf neue Leute zuzugehen. Dann kann es dazu kommen, dass sich die Personen dafür schämen, keine oder keine neuen Freund*innen zu finden, erklärt Brate Brombacher. Die Folge: Sie ziehen sich noch mehr zurück, machen keine positiven Erfahrungen und sehen sich dann wiederum in ihrer Überzeugung bestätigt, keine Freund*innen finden zu können.
"Nach einem Arbeitstag haben wir oft nicht mehr die Kapazitäten, uns mit Menschen zu treffen. Wir kommen aus der Übung, was zu noch mehr Verunsicherung führen kann."
In diesem Fall rät die Therapeutin, sich soziale Kontexte zu überlegen, in denen wir uns wirklich wohlfühlen. Wer beispielsweise gerne Volleyball spielt, könnte zu einem Probetraining gehen. Wer Brettspiele bevorzugt, kann nach einem offenen Spieleabend suchen.
Im Vordergrund steht dabei nicht sofort die neue beste Freundin oder den besten Freund zu finden, sondern Vertrauen in die eigenen sozialen Fähigkeiten zurückzugewinnen. Das ist die Basis für Authentizität und zwischenmenschliche Beziehungen. Und dann ist es auch egal, ob wir neue Leute per App oder in einer miefigen Turnhalle kennenlernen.
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- Greta erzählt, warum sie eine App nutzt, um neue Leute kennenzulernen
- Beate Brombacher ist Psychologische Psychotherapeutin und erklärt, wie wir trotz sozialer Ängste Freunde finden