Die Bundespolizei und das BKA sagen, sie finden in letzter Zeit vermehrt
Hanfprodukte, die mit Cannabinoiden besprüht werden, um die Wirkung zu steigern. Das Problem: Was genau aufgesprüht wird und wie das wirkt,
wissen die Konsumenten oft nicht. Wie gefährlich das ist, weiß aber Stefanie Bötsch. Sie arbeitet in der Drogenberatung und produziert den Podcast "Psychoaktiv", in dem sie über Drogen und Alkohol aufklärt.
Synthetische Cannabinoide werden im Labor hergestellt. "Es ist der Versuch, Cannabis in seiner Wirkung chemisch nachzuahmen", erklärt Stefanie Bötsch. "Es gibt nicht nur ein einziges synthetisches Cannabinoid, sondern das sind sehr, sehr viele in verschiedenen Zusammensetzungen."
Cannabinoide sind aus verschiedenen Gründen gefährlich, sagt sie. Auf der einen Seite seien sie viel stärker als herkömmliches Cannabis. Und diese Wirkung gehe sehr schnell von null auf hundert.
"Es hat eine sehr potente Wirkung, was dem Körper einfach zu viel ist."
Ein weiterer Grund sei: Dadurch, dass es so viele verschiedene chemische Zusammensetzungen gibt, wisse man nie genau, was man eigentlich konsumiert. "Dementsprechend kann die Wirkung immer wieder anders sein. Die Konzentration kann in den verschiedenen Substanzen immer wieder anders sein", sagt Stefanie.
"Man hat im Prinzip immer eine Wundertüte und kann sich auf gar nichts einstellen."
Deutschlandweit gibt es bisher nur eine Stelle, bei der man testen lassen kann, welche Stoffe in einem Cannabinoid enthalten sind, erklärt die Drogenberaterin: "Die ist hier bei uns in Frankfurt, das Projekt heißt Legal High Inhaltsstoffe. Und da hat man die Möglichkeit, sein Liquid - wenn es zum Beispiel in E-Zigaretten-Liquids eingemischt ist - oder auch sein herkömmliches Cannabis, falls das draufgesprüht ist, einzuschicken."
Jugendliche konsumieren Cannabinoide – ohne es zu wissen
Stefanie arbeitet hauptberuflich ich in einer Drogenberatung. Sie hat irgendwann festgestellt, dass viele Jugendliche angefangen haben, ein Liquid für die E-Zigarette zu konsumieren. "Und immer meinten, das sei CBD Liquid. Das hat mich schon sehr gewundert, weil sie haben auch erzählt, dass es einen sehr starken Rausch verursacht - und das ist bei CBD eigentlich nicht der Fall."
Stefanie hat das Liquid zum Testen geschickt und herausgefunden, dass die Jugendlichen alle synthetische Cannabinoide konsumierten, ohne es zu wissen.
"In dem Falle war es so, dass sie keine Ahnung hatten, was sie konsumieren, weil eben die Substanz unter komplett falschen Namen verkauft wurde."
Im Zusammenhang mit der Koalitionsbildung zwischen SPD, FDP und den Grünen wurde viel über eine mögliche Legalisierung von Cannabis diskutiert. Stefanie Bötsch sagt, eine Legalisierung hätte Einfluss auf verschiedene Punkte:
- Angst vor Strafen: Viele konsumieren synthetische Cannabinoide in den E-Zigaretten-Liquids, weil sie nicht von der Polizei erwischt werden möchten, weil es nicht so einfach in Drogentests auftaucht – weil man es so unauffälliger konsumieren kann.
- Verunreinigtes Cannabis: Das liegt an fehlender Qualitätskontrolle.
"Und das wären sozusagen zwei Punkte, die mit einer Legalisierung ja einfach nicht mehr da wären."
Stefanie Bötsch glaubt nicht, dass der Cannabis-Schwarzmarkt durch eine Legalisierung verschwinden würde. Das sehe man auch in anderen Ländern, die das legalisiert haben. Andererseits: "Wenn es schon mal grundlegend legalisiert ist, dann haben Volljährige einfach nicht mehr so viel Angst vor Strafverfolgung und können sich dann auch eher auf zertifiziertes Cannabis aus den Shops oder aus den Apotheken verlassen", sagt sie.
Die Drogenberaterin rät übrigens:
Ganz einfache Faustregel: Wenn ihr CBD konsumiert und das einen Rausch verursacht, dann ist es kein CBD. Und dann es ist schon sehr naheliegend, dass es synthetische Cannabinoide sein können.