Fast drei Jahrzehnte lang hat man an ihm gebaut - trotzdem hassen alle Tel Aviver ihren Zentralen Busbahnhof: Ein stinkender Koloss auf 240.000 Quadratmetern und sieben Etagen. Drei davon sind inzwischen stillgelegt. Die anderen sind ein Biotop für Händler, Künstler und Fledermäuse.
Er ist ein Wahnsinn, in Beton gebaut, 1993 eröffnet und bis heute der zweitgrößte Busbahnhof der Welt. Schon die Idee, die dem gigantischen Gebäude zugrunde lag, war verrückt: Die Besucher sollten sich darin verlaufen - um dann in den vielen Geschäften ihr Geld auszugeben. Tatsächlich verlaufen sich die Leute bis heute in dem Wirrwarr aus Rolltreppen und Gängen. Nur die ursprünglichen Geschäfte sind nicht mehr da.
Einige Etagen stehen komplett verwahrlost und leer. In anderen haben sich Händler aus den Philippinen und anderswo, Barbetreiber, Suppenköche und Künstler angesiedelt. Auch eine afrikanische Kirche und kleine Banken findet man. Und ganz unten im Keller eine Kolonie von Fledermäusen. Dieser Tunnel steht unter Naturschutz. Gleich nebenan: Ein riesiger Atomschutzbunker.
Ein eigenes Universum
Zehntausende Menschen kommen täglich am Zentralen Busbahnhof an oder brechen von hier auf, zu Zielen in ganz Israel. Soldaten sorgen im Gebäude für Sicherheit. Theatermacher nutzen es für ihre Performances. Und Künstler entdecken die leeren Räume als Atelier. Im 5. Stock etwa hat Mendy Kahan einen Raum gemietet, in dem er eine riesige Büchersammlung jiddischer Literatur beherbergt.
"Du, ich hab etwa 50.000 Bücher hier. Was noch? Junge Leute kommen und üben für ihr Theaterstück."
Das Management des Busbahnhofs sieht das gern. Die Leute aus der Kunst- und Kulturszene beleben die leeren Räume. Und sie sind vielleicht die einzigen, die hier noch was retten können.
Mehr dazu:
- Ein graues Wunder | Beitrag über den Busbahnhof auf zeit.de
- Bücherschatz im Busbahnhof | Beitrag bei Deutschlandradio Kultur