In Deutschland wird weniger telefoniert – vor allem per Festnetz. Dafür schicken wir uns immer mehr Sofortnachrichten, also Chats mit Text, Foto oder Emoji. Dass wir weniger telefonieren, macht manche unsicherer am Telefon. Da hilft nur üben.

In Deutschland wird weniger telefoniert. Das teilte die Bundesnetzagentur der Deutschen Presse-Agentur mit. 2024 wurden 145 Milliarden Minuten per Mobilfunk telefoniert. Sprich mit Handys und Smartphones. "2021 waren es noch knapp 20 Milliarden Minuten mehr", sagt unser Reporter Jan Dahlmann.

"Richtig unbeliebt ist das Festnetztelefon geworden."
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Deutlich seltener greifen wir aber mittlerweile zum Festnetztelefon. Während der Corona-Pandemie erlebte das Telefonieren per Festnetz einen kurzen Boom. Wir waren mehr zu Hause und die Wahrscheinlichkeit stieg, jemand ans Festnetz zu bekommen, falls vorhanden. Doch der Boom scheint vorbei. Seit 2020 hat sich die Minutenzahl halbiert: 2024 wurden noch 50 Milliarden Minuten per Festnetz telefoniert. Ausgesuchte Daten stellt die Bundesnetzagentur zur Verfügung.

Das Telefonat mit der Familie oder mit Freund*innen ist längst nicht out. Aber Arzttermine vereinbaren, Essen oder Tickets für Konzerte und Kino bestellen, das passiert seltener per Telefon.

Statt Telefonaten mehr Videocalls

Außerdem reden wir mittlerweile anders miteinander, zum Beispiel per Videocall. Das zeigen die Zahlen der Bundesnetzagentur. Bei Videogesprächen stieg die Zahl der Minuten von 143 Milliarden im Jahr 2022 auf 184 Milliarden im Jahr 2024.

"Aber natürlich ist das beliebteste Chatnachrichten", sagt unser Reporter. Also Nachrichten per WhatsApp, Signal, Threema und so weiter. Hier geht es auch um das Versenden von Texten, Fotos oder Emojis und nicht immer um ein direktes Gespräch. 2024 wurden 902 Milliarden Sofortnachrichten in Deutschland versandt. Elf Milliarden mehr als noch 2023.

Wenn das Telefonieren vorab Stress erzeugt

Wenn wir weniger telefonieren, kann das bei manchen für Unsicherheit sorgen. "Es gibt Menschen, die haben vor einem Anruf die Sorge: 'Boah wie formulier ich das?'", sagt unser Reporter. Oder man fürchtet Rückfragen, die man nicht beantworten kann.

Solche Unsicherheiten liegen auch daran, dass wir beim "normalen" Telefonat unser Gegenüber nicht sehen können, so Nadine Wolf, Oberärztin an der Klinik für Allgemeinpsychiatrie am Universitätsklinikum Heidelberg. Denn Mimik und Gestik zum Beispiel sei quasi ausgeschaltet.

"Ich muss alleine durch die Stimme und wie er reagiert, sprachlich erfassen, wie kommt mein Anliegen bei dem anderen an. Das kann auch Angst erzeugen."
Nadine Wolf, Oberärztin an der Klinik für Allgemeinpsychiatrie, Universitätsklinikum Heidelberg

Was gegen Unsicherheit am Telefon hilft, so Nadine Wolf, ist einfach üben und üben. Dafür eignen sich kleine Herausforderungen. "Zum Beispiel einen Tisch im Restaurant reservieren", rät Jan Dahlmann. "Und sich darauf vorbereiten, alles Wichtige aufschreiben."

Und wer einfach nicht gerne telefoniert, kommt – je nach Job – mittlerweile auch gut ohne durchs Leben.

Shownotes
Kommunikation
Weniger Telefonate, dafür deutlich mehr Sofortnachrichten
vom 13. Mai 2025
Moderation: 
Till Haase, Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk Nova