Alexandro hat ein paar No-Gos beim Daten, findet aber: Ick-Listen sollten wir auf keinen Fall zu ernst nehmen. Woher der Ick kommt und warum man ihn (selbst-)kritisch reflektieren sollte, erzählt die Psychotherapeutin Nasanin Kamani.
Ein Flüchtigkeitsfehler in einer Textnachricht, die Verwendung von Kosenamen oder bestimmten Emojis, aber auch die Art, wie jemand lacht, läuft oder die Schuhe zubindet – Icks sind oftmals Kleinigkeiten, die uns beim Daten und Kennenlernen jedoch völlig abturnen können.
Ick von Alexandro: Taylor Swift geht gar nicht!
Icks können etwa als Igitt-Momente übersetzt werden. Auch Alexandro hat Icks, auf die er nicht klarkommt – zum Beispiel, wenn eine Frau Taylor Swift hört.
"Bei Taylor Swift geht es immer um Heartbreak oder so. Ich weiß, dass die Person, die das hört, nicht viel mehr hinter ihrem Charakter hat, als diese Basic-Musik."
Taylor Swift mache zwar schöne Musik für das Radio, aber das sei Musik mit wenig Tiefgang und Persönlichkeit. Eigentlich gehe es bei ihr immer nur um Themen wie Heartbreak. "Ich weiß, dass die Person, die das hört, nicht viel mehr hinter ihrem Charakter hat, als diese Basic-Musik", sagt Alexandro, der die Sache aber auch nicht ganz so ernst nimmt.
Auf Social Media gehen viele Ick-Listen viral. In den Kommentaren wird darüber oft gestritten und gehated. Alexandro nimmt das aber mit Humor, sagt er. Zudem seien es auch nur persönliche Präferenzen von einzelnen Menschen. Von den Kommentaren lasse er sich nicht beeinflussen oder übertrage sie auf sich. Dass sich vor allem Männer von Ick-Listen angegriffen fühlen, liegt daran, dass ihnen häufiger das Selbstbewusstsein fehlt und sie unsicher sind, glaubt Alexandro.
Ick als Zeichen mangelnder Anziehung
Nicht nur warum ein Ick-Momente auftritt, sondern auch das Wann sagt viel aus, so die Psychotherapeutin Nasanin Kamani. Komme der Ick früh, dann könne das mangelnde Anziehung signalisieren, die wir uns nicht richtig eingestehen wollen. Der Ick könnte ein Ausweg sein, um die fehlende Anziehung auf einen konkreten, wenn auch banalen Grund zu schieben. Das mache es greifbarer und einfacher zu akzeptieren.
"Wenn der Ick gleich zu Beginn passiert, könnte das dafür sprechen, dass nicht ausreichend Anziehung vorhanden ist."
Ick-Momente können auch in späteren Phasen auftreten – zum Beispiel, wenn die akute Verliebtheit nachlasse und mehr Routine einkehre. Dann wird möglicherweise der Übergang nicht akzeptiert, weil die Erwartung besteht, dass wahre Liebe dauerhaft aufregend sein muss, so Nasanin Kamani. Icks können Symptome der Entidealisierung sein und dazu führen, dass man die verbindlichere Phase nach dem spannenden Kennenlernen sabotiert.
Der Ick als Schutzmechanismus
Bei späteren Ick-Momenten lohne es sich, genauer hinzusehen, um die Ursachen zu verstehen. Woher kommt beispielsweise die plötzliche Abneigung nach einer Zeit der Anziehung? Grund könnten persönlichen Ängsten sein oder die mangelnde Bereitschaft, sich tiefer einzulassen. Es könnte aber auch sein, dass mein Gegenüber unverarbeitete Ex-Beziehungen oder Charakterzüge habe, die alarmieren. "Icks können als Vorwand dienen, sich zurückzuziehen, so eine Art Schutzmechanismus", sagt Nasanin Kamani.
"Icks können als Vorwand dienen, sich zurückzuziehen, so eine Art Schutzmechanismus"
Ick-Momente entstehen vor allem, wenn die Chemie fehlt, meint die Psychotherapeutin. In harmonischen Verbindungen, wo eine emotionale und körperliche Anziehung bestehe und die Bereitschaft zur Vertiefung vorhanden ist, hätten Icks viel weniger Einfluss und können erfolgreich abgewehrt werden.
Wollen wir Ick-Momente einem Menschen gegenüber überwinden, dann sei es hilfreich, locker zu bleiben. Beim Dating ist es nicht immer nötig, sofort Entscheidungen zu treffen oder Gefühle mitzuteilen, findet Nasanin Kamani. Wir dürfen uns sollten uns Reflexionszeit nehmen, um das Gefühl besser zu verstehen. Eine überstürzte Reaktion gebe dem Kennenlernen und dem eigenen Verständnis keine Chance.
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- Alexandro sagt, Ick-Listen sollten wir auf keinen Fall zu ernst nehmen
- Nasanin Kamani, Ärztin im Bereich Psychotherapie: "Icks können Fluchtstrategien sein"