Hohe Temperaturen in Sibirien sorgen dafür, dass tiefgefrorene Anthrax-Sporen aus Tierkadavern und Gräbern auftauen und Menschen und Tiere mit dem tödlichen Anthrax-Bakterium infizieren.
Ein 12-jähriger sibirischer Junge ist bereits gestorben, 70 weitere Personen, die sich mit dem Anthrax-Bakterium infiziert haben sollen, wurden in Krankenhäuser gebracht. Auf der sibirischen Jamal-Halbinsel sind auch 2300 Rentiere der Krankheit zum Opfer gefallen. 75 Jahre lang gab es keinerlei Zeichen der Infektionskrankheit, die man auch unter dem Namen Milzbrand kennt. Inzwischen versuchen russische Soldaten durch Absperrung bestimmter Gebiete, weitere Infektionen und eine Ausbreitung zu verhindern. 40.000 Rentiere sollen jetzt geimpft werden und bereits verendete Tiere werden so schnell wie möglich entsorgt.
Bei Lungenmilzbrand und Darmmilzbrand breiten sich die Bakterien sehr schnell im Körper aus - 50 bis 85 Prozent der Patienten sterben innerhalb weniger Tage.
Der überraschende Ausbruch wird auf den Klimawandel zurückgeführt. Durch eine ungewöhnliche hohe Durchschnittstemperatur im Juli - bis zu 35 Grad Celsius - taute der Permafrostboden der Tundra auf. Sporen des Bakteriums befinden sich in Tierkadavern und Menschengräbern, die im Boden liegen. Diese Sporen überleben auch hohe Minusgrade und sind hoch ansteckend, wenn das Eis schmilzt. Hautmilzbrand ist die häufigste Form. Aber auch über die Lunge und den Darm kann man sich anstecken, wenn man beispielsweise infiziertes Fleisch isst.
Briefe mit Anthrax-Sporen gingen an US-Politiker und Journalisten
Laut WHO gibt es jährlich etwa 2.000 Anthrax-Fälle weltweit. Die letzten Infektionen in Deutschland gab es 2009 und 2012, da hatten sich Drogennutzer mit kontaminiertem Heroin infiziert. In Großbritannien starben 2006 und 2008 zwei Menschen daran: Einer davon war Trommelbauer, der die Sporen auf Tierfellen eingeatmet hatte. 2001 haben sich in den USA 22 Menschen infiziert, damals wurden Briefe mit Anthrax-Sporen an US-Senatoren und an Nachrichtensender und Zeitungen geschickt.