Das Töten von Artgenossen gehört zu unserer Natur. Wissenschaftler wollten wissen, wie wie viele Menschen naturgemäß von anderen Menschen getötet würden, wenn es keine Kultur gäbe. Denn Kultur macht uns friedfertiger.
Spanische Evolutionsbiologen haben sich über einen Zeitraum von zehntausend Jahren Morde unter Artgenossen angesehen und diese statistisch erfasst. Das haben sie mithilfe von Fachstudien getan. Sie haben vier Millionen Fälle von Tötungsdelikten innerhalb derselben Art gefunden - das heißt, Löwe gegen Löwe oder Mensch gegen Mensch. Dann haben sie untersucht, unter welchen Bedingungen und aus welchen Motiven heraus getötet wurde.
Friedliche Wale, Fledermäuse und Hasen
Am seltensten kommen Tötungen unter Walen vor, besonders friedfertig sind auch Federmäuse und Hasenartige. Am häufigsten sind tödliche Aggressionen unter Primaten. Je enger Lebewesen mit Primaten verwandt sind, desto mehr Tötungen gibt es, innerhalb der eigenen Gruppe.
Stammesgeschichtlich gehen wir auf die Primaten zurück, unter denen es mehr Morde gibt als anderswo im Säugetier-Reich. In der 50.000-jährigen Geschichte zeigen Knochenfunde: Schon unter Neanderthalern gab es tödliche Kämpfe.
Zwei Prozent der Menschen werden naturgemäß getötet
Es gab auch Massaker mit dem Hintergrund eine andere Gruppe auszulöschen und es gab auch Kannibalismus. Der Homo Sapiens, also der moderne Mensch, tötet eher einzelne Konkurrenten. Anfangs sollen zwei Prozent aller Urmenschen durch Gewaltanwendung umgekommen sein.
Vor etwa 5.000 Jahren gab es eine Hochzeit an Morden unter Menschen: Das gilt für bis zu 30 Prozent aller Todesfälle. Erst vor 100 Jahren ist diese Zahl rapide gesunken.
Kultur macht uns friedfertiger
Biologen sagen, dass das Töten von Artgenossen genetisch bedingt ist. Aber es gibt natürlich auch soziale Gründe dafür. Mit der Neuzeit und der Entstehung der Kultur kam auch das friedfertige Verhalten - obwohl wir sozial sind und auf bestimmten Territorien leben. Die Ordnung durch Staaten hat dazu beigetragen, dass Menschen weniger Menschen töten. Heute liegt die Mordrate inzwischen bei unter 0,1 Prozent weltweit.