Technische Geräte haben heute in der Regel ein Touch-Display, auch besser bekannt als Touch-Screen. Neben Handy, Drucker und Co. wird das jetzt auch beim Auto zum Standard. Warum das zum Problem werden könnte, erklärt unser Netzreporter.

Tendenziell wird in mehr und mehr Fahrzeugen eine Vielzahl an Steuerungen über Touch-Screen geregelt. Problematisch wird es aber immer dann, wenn der Fahrer durch zu viele Funktionen abgelenkt wird, erklärt Netzreporter Konstantin Köhler.

Mittlerweile wird nämlich nicht nur das Radio via Display gesteuert, sondern auch die Heizung, das Navigationssystem, das Smartphone, das natürlich mit dem Auto gekoppelt ist, Fahrerassistenzsysteme, Abstandshalter, Sensoren, halb automatisches Fahren und so weiter. Die Liste der mehr oder weniger sinnvollen Funktionen ist endlos.

Bei der Frage nach Sicherheit empfielt sich die goldene Mitte

Wenn ein Auto wirklich mit vielen Funktionen ausgestattet ist, dann ist die Bedienung ohne größeres Display mit Touch-Funktion nur schwer umzusetzen. Dann hätte ein Auto so viele Knöpfe, dass am Ende kein Mensch mehr durchblickt, und das würde vermutlich auch kein Kunde akzeptieren.

Also: Der Touch-Screen hat tatsächlich auch funktionale Vorteile, und er wird auch gefordert. In einer Umfrage des Digital-Verbands Bitkom haben 60 Prozent der Befragten angegeben: Ich möchte das Auto mit meinem Handy koppeln können. Und das klappt natürlich nur, wenn das Auto genau wie das Handy, ein Touch-Screen hat, sonst kann man das Handy eben nicht wirklich bedienen.

Für die sichere Fahrt mit Touchscreen empfiehlt sich laut Konstantin die goldene Mitte. Also zum Beispiel: Touch-Screen im Auto, ja. Aber Funktionen wie die Heizung, die ja wichtig für die Sicht ist, werden nach wie vor separat mit einem ertastbaren Regler gesteuert.

"Sicherheitsrelevante Grundfunktionen sollten sofort und ohne Lernaufwand verständlich sein."
ADAC

Anders als es zum Beispiel der ADAC fordert, ist die Bedienung der Grundfunktionen eines Fahrzeugs nicht immer einfach. In manchen modernen Autos kann beispielsweise die Heizung ausschließlich über einen Unter-Menüpunkt über den Touch-Screen gesteuert werden.

Hier stellt sich die Frage: Smartphones am Steuer zu bedienen ist verboten, aber etwas sehr Ähnliches, nämlich der Touch-Screen für die Heizungssteuerung im Auto, ist erlaubt. Wie passt das zusammen?

Mittlerweile verfügen fast alle hochpreisigen Autos über Touch-Screens, aber selbst ein Kleinwagen von Opel hat inzwischen eins. Und es bleibt nicht nur bei Autos, auch die Bedienung von E-Bikes und Elektrorollern läuft zumeist über Display.

Das Problem: Bei Touch-Screens fühlen wir die Regler nicht, und sie sind auch nicht immer sofort bedienbar, je nachdem, welches Menü wir gerade geöffnet haben. Deshalb müssen wir in der Regel relativ lange hingucken, um das Ding zu bedienen. Und das ist für den Straßenverkehr ein Sicherheitsrisiko, sagen diverse Experten.

Die Versicherung Allianz zum Beispiel hat in einer Studie festgestellt: Solche Systeme können den Fahrer ablenken. Sie fordert, dass im Auto während der Fahrt wenigstens keine Navigationsziele mehr eingegeben werden dürfen und dass die Fahrer nicht mehr aufs Internet zugreifen können. Ob diese Forderung Gehör findet, bleibt abzuwarten.

Shownotes
Fahrsicherheit
Touch-Screens in Autos - praktisch aber nicht ungefährlich
vom 19. November 2019
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Konstantin Köhler, Netzreporter