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Zu viel Dreck, Lärm und Leute: In Mallorca und Venedig haben Menschen gegen Kreuzfahrttourismus protestiert. Die Reedereien arbeiten an Verbesserungen.

Europas Küstenstädte sind ein beliebtes Ziel für Kreuzfahrttouristen: Im Jahr 2018 kamen in Barcelona drei Millionen Passagiere mit Kreuzfahrtschiffen in die Stadt, auf den Balearen waren es 2,4 Millionen. Allein in Palma de Mallorca kommen täglich Schiffe an und bringen bis zu 15.000 Touristen mit. Die Stadt selbst hat rund 400.000 Einwohner. Nun haben rund 20 Verbände die Behörden dazu aufgefordert, täglich nur noch ein Schiff mit rund 4.000 Touristen anlegen zu lassen.

Viele Menschen und Luftverschmutzung

Tourismusverbände auf Mallorca kritisieren diese Forderung: Sie sagen, dass sich die vielen Passagiere positiv auf den Tourismus auswirken.

Aber es gibt auch andere Stimmen, wie Dario Meditto, die am Profit durch die Passagiere zweifeln: Er ist Stadtrat von Civitavecchia, einer wichtigen Hafenstadt bei Rom, Italien. In Civitavecchia liegen manchmal bis zu acht Kreuzfahrtschiffe auf einmal im Hafen, mit rund 30.000 Passagieren. Dario Meditto sieht darin keinen wirtschaftlichen Vorteil: "Nur ein kleiner Prozentsatz der Leute, die hier anlegen, kommt ins Zentrum und unterstützt die heimische Wirtschaft. Im Wesentlichen fließt der Strom der Touristen hier nur durch, ohne dass etwas hängen bleibt."

Auch Küstenstädte an der Ostsee sind beliebt: In Stockholm sind vergangenes Jahr rund 600.000 Touristen an Land gegangen. Und wie in anderen Küstenstädten kommen die Touristen auf Schiffen, die Abgase wie Feinstaub, Stickoxide oder Schwefeloxide in die Luft blasen. Das führt zu einer höheren Luftverschmutzung in den Städten. Lars Barregård, Mediziner an der Universität in Göteborg, sagt, dass sich durch die die Luftverschmutzung das Risiko auf Krankheiten wie Asthma oder Lungenkrebs erhöht.

"Die Luftverschmutzung beeinträchtigt die Menschen in den Städten natürlich deutlich mehr als weit draußen auf dem Meer. Das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenkrebs oder Asthma erhöht sich dadurch."
Lars Barregård, Mediziner an der Universität in Göteborg

Abgasfilter und Batterien als Lösungsansätze

Es gibt bereits Ansätze, um zumindest die Luftverschmutzung einzudämmen. Unternehmen wie TUI nutzen sogenannte Scrubber, das ist eine Form von Abgasfilter. Torben Knye von TUI betont, dass es strenge Regeln gebe und in Häfen nur mit weniger schädlichem Marinedieselöl gefahren werde. Laut der Cruise Lines International Association (CLIA) haben aktuell 111 von rund 500 Kreuzfahrtschiffen weltweit Abgasnachbehandlungssysteme.

In Civitavecchia wird mit Batterien gearbeitet: Dort pendelt eine Fähre nach Barcelona, die im Hafen nur mit Batteriestrom läuft. Und in Hamburg und Christiansand in Norwegen gibt es die Möglichkeit, Schiffe mit Strom zu versorgen, während sie anliegen.

"Wenn Sie so ein Schiff anlegen und 6-8 MW Leistung aus dem Netz ziehen, dann ist in der Umgebung das Licht aus. Aber: alles lösbar. Sie brauchen eine sogenannte Landstromanlage."
Helge Grammerstorf, Cruise Lines International Association

Andere Lösungsansätze wie die Nutzung von LNG (Liquified Natural Gas) sind noch nicht so etabliert, Technologien mit erneuerbaren Energien sind noch Zukunftsmusik. Und die Zahl der Touristen, die durch die Schiffe die Städte besuchen, würde damit auch nicht eingedämmt.

Das Foto zeigt ein Kreuzfahrtschiff vor der Küste Monacos.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Tourismus
Das Problem mit den Kreuzfahrtschiffen an Europas Küsten
vom 13. Juni 2019
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Pascal Fischer, Deutschlandfunk-Nova-Reporter