Tür aufgebrochen, Schränke durchwühlt, Wertgegenstände weg – ein Schock! Ein Schock, von dem sich manche gar nicht mehr erholen. Sie haben Angst, dass der Einbrecher wieder kommt.

Der Psychologe Karl Theobald erklärt, dass wir durch einen Einbruch extrem verunsichert werden. Wir rechnen nicht damit, blenden es aus, genauso wie wir nicht mit einem Autounfall rechnen. Passiert es dann doch, sind wir schockiert und extrem verunsichert.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Karl Theobald arbeitet für die Kriminalitätsopferhilfe Weisser Ring und stellt bei den Opfern ganz unterschiedliche psychologische Reaktion auf diese Verunsicherung fest. Einige würden sich relativ rasch wieder vom Schock erholen und ihren Alltag wie gewohnt aufnehmen. Dagegen würden 10 Prozent der Opfer von Wohnungseinbrüchen an Trauma-Folge-Störungen erkranken, obwohl sie keinen Täterkontakt hatten. Diese Menschen brauchen professionelle Hilfe.

Trauma-Folge-Störungen

Dass der Täter noch einmal wieder kommen könnte, ist eine von vielen Ängsten, die die Opfer quält. Auch wenn, wie Karl Theobald erklärt, diese Angst völlig unbegründet ist, denn: Warum sollte der Täter noch einmal wieder kommen? Gut wäre für diese Menschen, erklärt der Psychologe, wenn die Täter danach gefasst würden. Denn dann wäre der Täter greifbar, und die Fantasien über mögliche Einbruchsszenarien wäre die Grundlage entzogen.

"Je unbekannter der Täter ist, desto größer werden die Horrorfantasien darüber, was alles passieren kann."
Karl Theobald, Psychologe

Die Verunsicherung wird verstärkt durch die Verletzung der Intimsphäre, weil der Täter beispielsweise die Unterwäsche durchwühlt auf der Suche nach Bargeld. Oder weil der Täter Gegenstände gestohlen hat, die einen hohen Erinnerungswert besitzen. Karl Theobald rät den Opfern zunächst, Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen und über den Einbruch, den Schock und die Verunsicherung zu sprechen. Wer keine Ansprache bei Freunden und Familie findet oder diese schon zu lange mit der Einbruchsgeschichte belastet, kann über den Weissen Ring Adressen von Beratungsstellen erhalten.

Wohnungsputz kann helfen

Um die Verunsicherung abzubauen, könne beispielsweise ein gründlicher Wohnungsputz oder die Entsorgung der durchwühlten Unterwäsche helfen - als symbolische Akte. Beim Verlust von Erinnerungsstücken wird es schwierig diese zu ersetzen, aber, so der Psychologe, die Opfer sollten sich Gegenstände suchen, die diese Funktion auch übernehmen könnten. Mit der Zeit würde dann die Verunsicherung langsam wieder nachlassen. Und die Sicherheitsmaßnahmen für die Wohnung zu erhöhen, würde auch dabei helfen, die eigenen Schuldgefühle zu überwinden. Denn das schwingt immer mit, dass sich die Opfer mit verantwortlich für den Einbruch fühlen.

Mehr über den Angstabbau nach einem Wohnungseinbruch:

Shownotes
Wohnungseinbruch
Wenn die Angst bleibt
vom 20. Dezember 2015
Moderatorin: 
Inga Hinnenkamp
Gesprächspartner: 
Karl Theobald, Psychologe