Leider halten sich manche Schönheitsideale: zum Beispiel, dass die Kinn-Unterkiefer-Partie von Männern besonders attraktiv ist, wenn sie markant ist. Mit "mewing" soll sich die Kieferlinie trainieren lassen, so dass sie kantiger und schöner wirkt. Angeblich.

Jawline, so heißt auf Englisch die Kieferpartie. Manchen Männern ist es wichtig, dass dieser Bereich des Gesichts besonders markant aussieht. Und wenn das nicht natürlicherweise so ist, dann versuchen manche durch Training die Kieferpartie markanter zu gestalten.

"Mewing" heißt der Trend, der dabei helfen soll. Dabei wird die Zunge an den Daumen gedrückt, sodass im Mund ein Vakuum entsteht, so unsere Reporterin Anne-Katrin Eutin. Diese Übung gilt es, 10 bis 20 Sekunden anzuhalten. Je häufiger, desto einfacher wird es.

Schönheitsideal: markante Jawline

Einen echten Trainingseffekt gibt es aber wohl nicht, so Valentin Wiedemeyer. "Man strafft damit die Zungengrundmuskulatur und die Mundbodenmuskulatur", sagt der Mund-, Kiefer- und Plastischer Gesichtschirurg. In dem Moment, in dem man den Mund quasi grundaktiviert, gäbe es einen leichten Straffungseffekt im Bereich der Kinn-Hals-Linie. Doch: "Das hält nur so lange an, wie man die Zunge anspannt", sagt Valentin Wiedemeyer.

Das gilt auch für ein anhaltendes Training: Eine Veränderung der Kieferlinie stelle sich nicht ein, so unsere Reporterin. Denn: "Die Zungenübung bezieht sich vor allem auf den Bereich zwischen Kinn und Hals", sagt Anne-Katrin Eution. Doch bei der Kinn-Unterkiefer-Partie geht es um den Kaumuskel, den Musculus masseter.

Besser nicht den Kaumuskel pressen oder knirschen

Der lässt sich durchaus trainieren, aber eben nicht über Aktivierung von Zungengrund- oder Mundbodenmuskulatur. Sondern zum Beispiel durch spezielle Jawline-Kaugummis, die es in den USA gibt. "Harte Brotkanten tun es auch", sagt unsere Reporterin.

"Wenn man den Kaumuskel viel trainiert, zum Beispiel durch knirschen oder pressen, dann wird der hypertroph."
Valentin Wiedemeyer, Mund-, Kiefer und Plastischer Gesichtschirurg

Durch Knirschen oder Pressen des Kaumuskels stelle sich ein Effekt wie beim Bodybuilding ein, so Valentin Wiedemeyer: "Der Muskel wächst durch Überbeanspruchung." Doch davon rät der Mund- und Kieferchirurg eindeutig ab. Denn dadurch entstehen Schmerzen im Bereich des Unterkiefers. Diese können auch hoch bis in die seitliche Schläfenpartie gehen

"Aus fachlicher Sicht ist davon ganz klar abzuraten. Das führt dauerhaft zu Schmerzen im Bereich des Unterkiefers."
Valentin Wiedemeyer, Mund-, Kiefer und Plastischer Gesichtschirurg

Genau diese Schmerzen kennen viele, die nachts unterbewusst mit den Zähnen knirschen. Das geht teils so weit, dass sie als Patient*innen zum Beispiel in der Praxis von Valentin Wiedermeyer landen.

Shownotes
Was als schön gilt
Mewing soll die Kieferlinie markanter machen
vom 16. September 2024
Moderation: 
Till Haase, Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Anne-Katrin Eutin, Deutschlandfunk Nova