Sobald wir unsere Rechnung im Café oder Restaurant bekommen, beginnt die Unsicherheit: Wie viel Trinkgeld muss ich geben? Und ist es auch in Ordnung, nichts zu geben? Alle Antworten besprechen wir in dieser Ab 21!
Sobald die Rechnung des Restaurantbesuchs vor uns auf dem Tisch liegt, beginnt die innere Kalkulation: Wie viel Trinkgeld müssen wir noch oben drauf schlagen? Für Sabine keine Frage der Qualität, sondern eine Selbstverständlichkeit, sie gibt fast immer Trinkgeld. Und seit Beginn der Pandemie sogar noch mal mehr – zwanzig bis dreißig Prozent extra Geld gibt sie für guten Service aus.
Sabine hat viele Freundinnen und Freunde die kellnern, sowieso wenig verdienen und zudem während Corona nicht arbeiten konnten. Deswegen möchte sie die finanzielle Not mit Trinkgeld wieder ausgleichen. Und außerdem will sie nicht, dass ihre Lieblingskneipe wegen Corona schließen muss.
"Wenn ich mit dem Service zufrieden war, finde ich es auch gut, wenn man das in Geld ausdrückt."
Sie ist juristische Referendarin und befindet sich noch in der Ausbildung, leistet sich das größere Trinkgeld aber, wenn sie etwa einmal die Woche essen geht. Andere Leute würde sie nicht verurteilen, weil die weniger für den Service zahlen: "Das muss am Ende wirklich jede Person für sich selbst entscheiden." Ihr Trinkgeld-Politik hat sie in einem Facebook-Post erklärt, wie andere Leute darauf reagiert haben, erzählt sie uns in der Ab 21.
Der Service erwartet zehn Prozent Trinkgeld, gegeben werden aber eher fünf Prozent
Er sagt von sich selbst, dass er etwas knauserig ist: Soziologe Christian Stegbauer hat eine Studie zu Trinkgeld gemacht und weiß, dass die Deutschen oft verunsichert sind, wie viel Geld sie extra geben sollen. Das Servicepersonal würde zehn Prozent erwarten, aber im Durchschnitt geben die Gäste eher fünf Prozent Trinkgeld in Deutschland.
"Es gibt Leute, denen ist egal, wie die Servicequalität war und geben immer das gleiche."
Einige Menschen würden die Höhe des Trinkgeldes anhand der Serviceleistung kalkulieren, andere Leute geben einfach immer das gleich. Gerade in großen Gruppen würden Personen mehr Geld an Kellnerinnen und Kellner auszahlen.
Die Studie zum Trinkgeld wurde vor der Corona-Pandemie durchgeführt, trotzdem glaubt Christian Stegmann, dass die Leute gerade eher mehr Geld für den Service ausgeben. Zumindest habe er beobachtet, dass bei Crowdfunding Aktionen von Restaurants und Cafés ausreichend Geld gesammelt wurde: "Es könnte schon sein, dass sich die Leute in die Lage reinversetzen können und nicht mehr so knauserig sind."
Kellnerin Mary hat mehr Gäste und bekommt weniger Trinkgeld
Das Frühjahr war für Marys Beruf keine gute Zeit: Die meisten gastronomischen Betriebe mussten durch Corona schließen und die gelernte Kellnerin durfte auch nicht arbeiten. Inzwischen läuft das Geschäft in dem bayerischen Gasthof wieder, in dem Mary arbeitet und es kommen auch sehr viele Gäste. Trotzdem bekommt sie weniger Trinkgeld als vor Corona.
"Ich sehe das Trinkgeld eher als Bonus und Taschengeld für Belohnungen."
Acht bis zehn Prozent Trinkgeld empfindet sie als angemessen, erwartet das Extrageld aber nicht von allen Menschen. Warum Marys Job gerade viel anstrengender ist als sonst, erzählt sie uns im Interview.
Wie steht es um die Gastronomie?
- Laut Statistischem Bundesamt ist der Umsatz der Gastronomie im April 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 68,5 Prozent eingebrochen. Ab dem 22. März mussten alle Gaststätten in Deutschland schließen und lediglich Abhol- und Lieferservices durften weiter betrieben werden.
- Durch die Corona-Pandemie zahlen mehr Menschen bargeldlos, das hat eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar ergeben. 26 Prozent der Menschen verzichten aktuell bewusst auf Barzahlung in Geschäften, weitere 35 Prozent haben auch schon vorher meist mit Karte gezahlt. Der Anteil der Menschen, die mit Karte zahlen, ist in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen am größten.
- Viele Deutsche geben weniger als zehn Prozent Trinkgeld: Bei einer Umfrage von Statista haben im letzten Jahr 75 Prozent der Befragten angegeben, dass sie bei einer Restaurantrechnung von 50 Euro etwa zwei bis fünf Euro Trinkgeld geben. Nur drei Prozent der Befragten haben angegeben, dass sie gar kein extra Geld für den Service ausgeben.
- Bei Urlaubsreisen geben die Deutschen allerdings mehr Trinkgeld als Menschen aus anderen Ländern. Das zeigt zumindest eine Umfrage des Reiseportals Tripadvisor. Dort haben 70 Prozent der Deutschen angegeben, dass sie den Service extra bezahlen, damit liegen sie weit über dem europäischen Durchschnitt von 42 Prozent.
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