Mehr nackte Haut auf Twitch? Was sich die Streaming-Plattform so einfach vorgestellt hatte, musste sie kurze Zeit später wieder einkassieren. Warum der Versuch gescheitert ist.
Die Streamingplattform Twitch, die zu Amazon gehört, hatte am 13. Dezember eine umfangreiche Aktualisierung der Richtlinien zu sexuellen Inhalten herausgegeben. Doch die Nacktheit war nur für rund 48 Stunden okay – schon am 15. Dezember ist das Unternehmen wieder zurückgerudert.
In diesen zwei Tagen waren unter anderem fiktionalisierte, künstlerisch gestaltete Genitalien oder auch gezeichnete oder animierte weibliche Brüste oder Hintern zugelassen. Erlaubt waren auch Bodypaintings und Schriften auf Brüsten oder Hintern, erotische Tänze und Striptease.
"Künstlern*innen, die Geld bei Twitch verdienen, sollten durch diese Regeländerungen mehr Möglichkeiten haben. Die Idee war, das alles etwas liberaler zu handhaben."
Künstlern*innen, die bei Twitch Geld verdienen, sollten durch diese Änderungen mehr Möglichkeiten haben. Die Regelung war auch eine Reaktion darauf, dass bisher unverhältnismäßig viele Streamerinnen gesperrt worden sind – mit der Begründung, sie hätten zu viel nackte Haut gezeigt, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte.
Umgekehrt unterstützte ein Teil der Twitch-Community die Sperrung der Videos. Für sie waren manche der Shows schlicht sexistisch. Allerdings waren manche Streamerinnen wegen Oben-Ohne-Videos gesperrt worden, auch wenn sie Nacktheit nur angedeutet hatten, ihre Brüste also nicht explizit zu sehen waren.
Deepfake-Nacktbilder bekannter Streamerinnen
Nach der Freigabe der neuen Regeln wurde die Kategorie Kunst umgehend von Streamer*innen dominiert, die nackte Anime-Figuren zeichneten – oder allgemein künstlerische Darstellungen von Genitalien. Außerdem kursierten rasch große Mengen KI-generierter Nacktbilder und Nacktvideos von real existierenden Streamerinnen. Sie waren teilweise täuschend echt: sogenannte Deepfakes.
"Krass war, wie manche Accounts KI nutzten, um fotorealistische Nacktbilder von bekannten Streamerinnen zu erzeugen."
Twitch sei mit dem Zulassen von künstlerischer Nacktheit "zu weit gegangen", hat CEO Dan Clancy in einem Statement bekannt gegeben. Deshalb nun also die Rolle rückwärts. Auch die juristischen und schließlich finanziellen Risiken der digitalen Freizügigkeit dürften für das Unternehmen eine Rolle gespielt haben, berichtet Martina Schulte.
Mittwoch hui, Freitag pfui
Twitch fährt jetzt wieder einen strikten Anti-Nacktheit-Kurs: Darstellungen von realer oder fiktionaler Nacktheit sind wieder verboten. Ausnahmen gibt es nur für Nacktszenen in Videospielen. Andere Plattformen sind ähnlich strikt – Instagram beispielsweise. Auf Reddit hingegen sind einvernehmliche Nacktheit und sexuelle Inhalte noch erlaubt.