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Mit Überfluss verbinden wir heute vor allem negative Dinge: zu viel Auswahl, zu viel Konsum. Doch ein Blick in die Literaturgeschichte zeigt, dass in dem Begriff viel mehr steckt. Ein Vortrag des Literaturwissenschaftlers Sebastian Meixner.

Mit Überfluss assoziieren wir ganz unterschiedliche Dinge. Häufig denken wir an Überflüssiges - also an Sachen, die wir gar nicht brauchen oder besser nicht hätten. Doch Überfluss bedeutet auch "überfließen". Das kann negativ gemeint sein, wenn das Glas überfließt oder die Badewanne. Es gibt aber auch positive Assoziationen, gerade in der Literatur: ein überfließendes Füllhorn oder Überfluss, den die Natur hervorbringt.

"Es gibt den positiven Überfluss der Natur oder das Füllhorn, also einen positiven Reichtum."
Sebastian Meixner, Literaturwissenschaftler

Um all diese Dinge geht es im Vortrag von Sebastian Meixner. Er ist Literaturwissenschaftler und lehrt an der Universität Zürich. In seinem Vortrag fragt er, wofür der Begriff des Überflusses nützlich sein kann und nimmt damit eine ganz andere Perspektive auf das Thema ein. Es geht ihm nicht um Überfluss als Merkmal einer Konsumgesellschaft, sondern um die Frage, welche Rolle der Begriff in der Literaturwissenschaft spielt.

Überfluss... und Mangel

Wo es Überfluss gibt, da herrscht auf der anderen Seite oft Mangel. Überfluss kann auch ein Merkmal von falscher Verteilung sein. Irgendwo zwischen Mangel und Überfluss gibt es ein "genau richtig", ein "viel" und schließlich ein "zu viel".

"Der Überfluss funktioniert auf der Ebene der literarischen Verfahren und Techniken als eine Art Testfall. Die Grenze zwischen 'viel' und 'zu viel' definiert die Struktur und letztlich auch die Qualität eines Textes."
Sebastian Meixner, Literaturwissenschaftler

Deswegen, so Meixners These, kann Überfluss in der Literaturwissenschaft als "Testfall" dienen, um zu erkennen, wo genau diese Grenze in einem Text, in einer Geschichte oder einem Roman verläuft. Wie das genau aussieht, erklärt er in seinem Vortrag am Beispiel von Thomas Manns Roman "Buddenbrooks" und zwei weiteren Romanen.

Sebastian Meixner ist Literaturwissenschaftler mit Schwerpunkt Neuere deutsche Literatur an der Universität Zürich und Mitglied der Jungen Akademie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Sein Vortrag hat den Titel "Überfluss. Eine literaturgeschichtliche Kategorie der Moderne". Er hat ihn am 29. April 2023 an der Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz gehalten.

Shownotes
Überfluss
Die Grenze zwischen "viel" und "zu viel" in der Literatur
vom 01. September 2023
Moderation: 
Sibylle Salewski
Vortragender: 
Sebastian Meixner, Literaturwissenschaftler, Universität Zürich