Der Politikwissenschaftler Andreas Umland sagt, in dem Krieg drehe es sich hauptsächlich um Werte. Putin will nicht, dass die Ukraine als früheres Mitglied der Sowjetunion – wie Polen – als erfolgreiches Konkurrenzmodell zu Russland existiert.
Andreas Umland sagt, Putin wolle die Ukraine durch den Krieg so weit zerrütten, dass dort niemand mehr investieren will und der Staat pleite geht. Er ignoriere allerdings dabei, dass in einem solchen Fall mit Millionen Flüchtlingen Richtung Russland zu rechnen sein wird.
"Letztlich wird es davon abhängen, welchen Druck der Westen ausüben wird - nicht von den Angeboten."
Gefahr für die Bedeutung internationaler Abkommen
Andreas Umland sieht vor allem eine Gefahr durch den Krieg: Die Gefahr, dass internationale Abkommen nicht mehr ernst genommen werden, weil sie in diesem Fall nicht eingehalten werden. Die Ukraine hatte 1994 (im Budapester Memorandum) ihre Kernsprengköpfe an Russland abgegeben und hat auf die Sicherheitszusagen der USA und Großbritanniens vertraut. Die Lehre, die aus der aktuellen Krise gezogen werden könnte: Wenn du keine eigenen Atomwaffen hast und dich dann ein Nachbar angreift, hast du verloren. Bündnispartner nützen da nichts.
"Jetzt hat man einen tatsächlichen Krieg hier, in den eine nukleare Supermacht involviert ist. Das ist der Unterschied zum Jugoslawien-Krieg."
Dr. Andreas Umland ist Politikwissenschaftler am Institut für euroatlantische Kooperationen in Kiew. Er ist ursprünglich Rechtsextremismus-Forscher bezogen auf Russland und die Ukraine und lebt seit 2002 mit kurzer Unterbrechung in Kiew.