Zwei Rumflaschen zum Preis von einer! Die Heißluftfriteuse zum halben Preis! 30 Prozent Neukundenrabatt! Oft schlagen wir bei vermeintlich günstigen Dingen zu, von denen wir nicht wussten, dass wir sie brauchen. Wieso das so ist, klären wir mit einem Kaufsuchtforscher und einem professionellen Schnäppchenjäger. In der Ab 21.
Waren wir noch vor zehn Jahren an Jahreszeiten-Schnäppchen wie Winter- und Sommerschlussverkauf gewohnt, werden wir heute ständig und überall mit Angeboten zugeballert. Laut einer Statista-Umfrage kaufen 59 Prozent der Deutschen online ein, weil sie dort günstigere Angebote finden als im Einzelhandel.
Schnäppchen: Günstig schlägt die rationale Überlegung
"Generell wird Einkaufen ziemlich belohnend erlebt", sagt Kaufsuchtforscher Patrick Trotzke. Kaufen sei eigentlich eine rationale Kopf-Entscheidung, ein Abwägen, brauche ich das oder brauche ich das nicht? Mit Schnäppchen versuchten Händler, unseren Kopf auszuschalten, sodass die Kauf-Entscheidung eine emotionale Sache wird. Trotzdem liege die Verantwortung auch für Sinnlos-Käufe letztlich beim Kaufenden.
"Wenn ich nicht weiß, dass der Handstaubsauger 30 Euro billiger ist, komme ich erst gar nicht auf die Idee, einen Handstaubsauger kaufen zu wollen."
Benjamin Weiland liebt Schnäppchen, seit er Teenager ist. Auf der Uni war er der Ansprechpartner für die günstigsten Handyverträge. Die Leidenschaft für beste Angebote, so sinnlos sie auf den ersten Blick scheinen, ist bei Benjamin irgendwann so groß geworden, dass er und sein Bruder schließlich ein Geschäft draus gemacht haben.
"Es ist oft so: Es ist sinnlos, es ist lustig, ich brauch’s nicht, aber ich will es trotzdem haben."
Schnäppchen haben auch etwas Übergriffiges, meint Deutschlandfunk-Nova-Reporter Dominik Evers – etwa wenn Familienmitglieder ihm ihre gekauften Schnäppchen als Geschenk anzudrehen versuchen. Wenn sein Kumpel ihm Billigdeals schickt, ist Dominik zwar genervt, greift aber hin und wieder trotzdem zu.
Schnäppchen-Fakten
- 20 Millionen Deutsche gaben bei der diesjährigen Markt-Media-Studie an, ständig auf Schnäppchensuche zu sein.
- Laut Global Consumer Survey von Statista sind die Deutschen besonders an günstigen Preisen in den Produktkategorien Lebensmittel, Kleidung und Waschmittel interessiert.
- Besonders bei Kleidung scheint die Schnäppchenjagd beliebt zu sein: Bei einer Statista-Umfrage gaben 70 Prozent der Befragten an, mindestens gelegentlich online nach reduzierten Angeboten für Klamotten zu suchen.
- Der Schnäppchentag schlechthin ist der Black Friday, dessen Ursprünge aus den USA kommen. Freitags nach Thanksgiving wird mit besonders vielen Rabatten der Weihnachtseinkauf eingeläutet. Der Black Friday galt lange Zeit als geschäftigster Shoppingtag des Jahres und ist bekannt für eskalierende Kämpfe um die besten Angebote. Dem Tag wird aber Konkurrenz aus China gemacht: Der Singles-Day, das Gegenstück zum Valentinstag sozusagen, hat dieses Jahr allein dem Online-Shopping-Riesen Alibaba 38 Milliarden Dollar Umsatz beschert.
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