Einer neuen repräsentativen Umfrage zufolge stehen viele Deutsche einem möglichen sozialen Pflichtjahr kritisch gegenüber. Ältere Umfragen zum Thema kommen allerdings zu anderen Ergebnissen.
1000 Personen ab 14 Jahren hat Zukunftsforscher Horst Opaschowski mit seinem Team in ganz Deutschland befragt, wie sie zu der Einführung eines sozialen Pflichtjahres stehen. Rund 37 Prozent sagen: Ja, am Ende der Schulzeit soll ein soziales Pflichtjahr eingeführt werden. Die meisten anderen –und damit die Mehrheit, lehnt das ab.
"Je älter, umso mehr sind die Befragten der Meinung: Ja das sei ganz gut für die Jugend, die sollte ruhig mal ein soziales Pflichtjahr absolvieren, weil die Älteren selbst davon gar nicht mehr betroffen sind."
Dabei konnte der Zukunftsforscher beobachten, dass die Ablehnung größer bei den jüngeren und geringer bei den älteren Befragten war. Die Älteren seien oft der Ansicht, dass ein soziales Pflichtjahr ganz gut für die Jungen sei – aber selbst sind sie gar nicht davon betroffen.
Rund 80.000 Menschen absolvieren jährlich Freiwilligendienste in Deutschland
Wer einen Freiwilligendienst absolvieren will, hat verschiedene Möglichkeiten: Es gibt das FSJ oder das FÖJ, also das Freiwillige Soziale Jahr beziehungsweise das Freiwillige Ökologische Jahr – das ist für alle Menschen bis 27 Jahre möglich. Außerdem gibt es den Bundesfreiwilligendienst. Beim "Bufdi" dürfen die Freiwilligen auch älter sein.
"Er hat sich seitdem weiter positiv entwickelt, die Zahlen liegen im Jahresdurchschnitt bei 40.000 - und die Nachfrage ist weiter ungebrochen hoch."
Angaben des Bundesfamilienministeriums zufolge absolvieren jährlich rund 80.000 Menschen in Deutschland diese Freiwilligendienste. Auch Antje Mäder spricht von einer positiven Entwicklung. Sie ist Pressesprecherin des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben und auch für den Bundesfreiwilligendienst zuständig.
Antje Mäder sagt sogar, dass sie aktuell gar nicht viel mehr als 40.000 bis 45.000 Plätze für den Bundesfreiwilligendienst finanzieren können. Das bedeutet also: Selbst wenn die Nachfrage da wäre, könnten nicht gleich mehr Leute diesen Dienst machen.
Ein soziales Pflichtjahr, viele Meinungen
Die Argumente für und gegen das soziale Pflichtjahr haben am Ende aber meist weniger mit Finanzierung zu tun. Das zeigt sich am Beispiel von Antje Mäder und Horst Opaschowski.
Antje Mäder findet den freiwilligen Aspekt besonders wichtig: Es gebe eine bestimmte Motivation, einen Grund, der die Freiwilligen antreibe. Und das sei das Wichtige. Ähnlich argumentieren auch einige Wohlfahrtsorganisationen, wie die Arbeiterwohlfahrt.
Horst Opaschowski ist grundsätzlich dafür, die Freiwilligendienste gesellschaftlich aufzuwerten. Wenn das alleine nicht genüge, weil es zum Beispiel einen Mangel an Alten- und Krankenpflegern in Deutschland gebe, solle man sich Gedanken über die Einführung eines Pflichtjahres machen.
Verschiedene Umfragen, verschiedene Ergebnisse
Eine Umfrage des ZDF-Politbarometers im vergangenen Jahr kam zu anderen Ergebnissen als die repräsentative Umfrage von Horst Opaschowksi: Dort sprach sich die Mehrheit der Befragten für ein soziales Pflichtjahr aus. Allerdings war die Fragestellung etwas anders: Es wurde zum Beispiel nach einem allgemeinen Pflichtjahr gefragt. Das bedeutet, dass es neben dem sozialen Dienst auch die Option auf einen Dienst bei der Bundeswehr geben könnte. Außerdem wichen die Antwortmöglichkeiten im Vergleich zu der Umfrage von Horst Opaschowski ab. Das alles sind mögliche Erklärungen für die doch sehr verschiedenen Ergebnisse der beiden Umfragen.
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