Dass Abhängigkeit von einem Staat oder Dienstleister nicht gut ist, erleben wir gerade beim Gas. Doch auch bei der Software gibt es bei vielen Behörden Abhängigkeiten von nur wenigen Firmen – allen voran Microsoft. Open-Source-Software könnte eine Alternative sein, doch die Projekte kommen nur schleppend voran.

Bei der Ausbildung, dem Studium, im Job – häufig wird mit Software von Microsoft gearbeitet. Das gilt auch für die öffentliche Verwaltung: Die IT in vielen Behörden, vom Gesundheitsamt bis hoch zu den Ministerien, wird von Microsoft und wenigen anderen Firmen dominiert.

Open-Source-Software: In der Theorie hohe Priorität

Open-Source-Software liegt dagegen nicht in der Hand einer einzigen Firma. Die Software ist frei verfügbar und kann ganz nach eigenem Bedarf weiterentwickelt werden. Unser Netzreporter Michael Gessat sagt, Open Source habe darum in der deutschen Politik hohe Priorität, zumindest in der Theorie, in Absichtserklärungen und auch in angeschobenen Leuchtturm-Projekten.

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Seit ein paar Monaten werden auf der Plattform opencode.de Open-Source-Softwareprojekte der öffentlichen Verwaltung zentral bereitgestellt. Hier ist der Software-Quellcode frei einsehbar und kann und soll von der Community weiterentwickelt werden. Doch nach Aussage der Datenaktivistin Lilith Wittmann passiere auf der Plattform praktisch nichts.

"Die Datenaktivistin Lilith Wittmann hat sich mal auf Opencode.de umgeschaut und festgestellt, da tut sich praktisch gar nichts."
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Michael Gessat

Bei etwa der Hälfte der auf der Plattform vorhandenen Projekte, so Lilith Wittmann, sei in den vergangenen drei Monaten kein neuer Code hinzugefügt worden und sie würden bereits wie aufgegeben wirken. Ein Grund könnte sein, dass Außenstehende gar nicht so ohne weiteres mitmachen können. Auch wenn sich Bürgerinnen und Bürger auf der Plattform mittlerweile anmelden können, laut den Nutzungsbedingungen sei eine Beteiligung nur "Mitarbeitenden der öffentlichen Verwaltung oder Unternehmen im Auftrag der öffentlichen Verwaltung vorbehalten".

Interesse durchaus vorhanden

Auch wenn Verwaltung etwas dröge klingt, es ist genau die Schnittstelle, an der wir Bürgerinnen und Bürger es mit dem Staat zu tun haben. Hier bekommen wir genau mit, wenn die verwendete Software nicht richtig funktioniert – zum Beispiel bei der Fahrzeug-Anmeldung oder bei der Beantragung verschiedener Leistungen, sagt Michael. Das Interesse an Open-Sorce-Projekten sei jedenfalls vorhanden, meint Lilith Wittmann. Das zeige zum Beispiel ein anderes Projekt mit dem offiziell klingenden Namen "Bundesstelle für Open Data". In Wirklichkeit sei das ein Aktivisten-Projekt und hier sei durchaus eine Menge los, sagt Lilith.

"Wenn es jemals zu einem ernsten Zerwürfnis mit einer vom wem auch immer geführten US-Regierung kommen sollte, was ja nicht völlig ausgeschlossen ist, dann haben wir ein Riesen-Problem."
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Michael Gessat

Dass Open-Sorce-Software bei uns nur schleppend vorankommt, kann auch daran liegen, dass die Dominanz der Big Player wie beispielsweise Microsoft als nicht so bedrohlich wahrgenommen wird, meint Michael. Doch wenn es jemals zu einem ernsten Zerwürfnis mit einer – von wem auch immer geführten – US-Regierung kommen sollte, dann hätten wir ein Riesen-Problem. Auch deshalb ist es ratsam, Open-Source-Projekte anzuschieben.

  • Moderator: Christian Schmitt
  • Gesprächspartner: Michael Gessat, Deutschlandfunk Nova