Seit viereinhalb Jahren tauschen Jessica Braun und Christoph Koch ihre Wohnung mit anderen Menschen auf der ganzen Welt. Das spart zwar auch Geld, vor allem aber lernt man Land, Leute und Kultur so auf besondere Weise kennen. Die beiden sagen: Fast jeder kann tauschen, auch wenn die eigene Wohnung nicht in einer großen Stadt ist.
Zuletzt waren Jessica und Christoph in Turin. "Eine wunderbare Stadt", schwärmt Jessica. Davor haben die beiden ihre Wohnung auch schon mit Menschen in den USA, Kanada, Australien oder Mexiko getauscht. "Es geht um die ganze Welt", sagt Christoph. Aber wie wird so ein Tausch eigentlich organisiert?
"Da gibt es mehrere Portale, auf denen sich die Haustauscher finden. Das läuft ein bisschen wie beim Onlinedating: Man füllt ein Profil aus, schreibt, wie die eigene Wohnung aussieht und wer man selber ist."
Entsprechend den Profileinstellungen werden einem dann Leute vorgeschlagen, oder man lässt sich einfach finden - so machen es Jessica und Christoph am liebsten. "Man muss schon ein bisschen rumtüfteln, bis man jemanden gefunden hat, wo es passt", erzählt Christoph. Über Mails und Skype klopfen sie mit Interessenten dann Möglichkeiten ab und besprechen organisatorische Dinge.
"Bisher waren das immer sehr, sehr sympathische Kontakte", sagt Jessica. Mit den meisten Haus- und Wohnungstauschern ist das Paar immer noch in Verbindung. Auch wenn ein persönliches Treffen wegen der Entfernung eher selten zustande kommt.
"Wir gucken einfach, wo wir noch nicht waren. Und wenn das spannend klingt, dann sagen wir ja. Oft sind das Orte, an die man vielleicht nicht gefahren wäre, wenn man ganz klassisch einen Urlaub bucht."
Premiere in Dänemark
Mit Kopenhagen fing alles an: Über ein kurzes Osterwochenende haben Jessica und Christoph den Wohnungstausch erstmals ausprobiert. "Das war so toll", sagt Christoph, dass es das nächste Mal gleich nach Princeton in die USA ging. Natürlich spart die Art zu Reisen Geld, sagen Jessica und Christoph. Nur der Flug muss bezahlt werden. Aber um Kohle geht es den beiden nicht:
"Mittlerweile ist Geld nicht mehr der ausschlaggebende Grund - sondern eher diese Art des Reisens, die Leute, die man indirekt kennenlernt, die Orte, an die man kommt."
Nichts für Gewohnheitstiere
Der Tausch ermöglicht einen Blick auf Orte und Städte, die einem als klassischer Tourist in Hotels verwehrt bleiben. Einen Flop hat das Paar bisher nicht erlebt. "Man muss natürlich flexibel sein, denn es ist nie so, wie man sich das vorgestellt hat oder wie man es von zu Hause gewohnt ist", sagt Jessica. Sich darauf einzulassen sei Teil des Vergnügens.
"Der einzige Moment, in dem wir das Hausstauschen immer verfluchen, ist kurz vor der Abreise: Wenn man seine eigene Wohnung in einen ordentlichen Zustand versetzen muss."
Eine der wichtigsten Erfahrung beim Tauschprojekt ist immer wieder festzustellen, "Menschen sind besser, vertrauenswürdiger und netter, als man denkt", wie Christoph sagt. Alle gehen sorgfältig mit den Sachen im Haus des Anderen um, niemand schnüffelt herum, alle geben sich große Mühe, erzählt er. Wenn die beiden nach Hause kommen, fällt ihnen oft gar nicht auf, dass jemand in ihrer Wohnung gelebt hat, sagt Jessica.
"Man merkt tatsächlich fast gar nicht, dass jemand da war. Außer, dass am nächsten Morgen die Kaffeetassen andersrum im Schrank standen. Aber das war auch wirklich das Einzige."
Jeder kann seine Wohnung oder sein Haus mit jemandem tauschen, "egal ob kleine Wohnung oder große. Und egal, ob in der Stadt oder auf dem Land", sagt Christoph. Das Interesse der Menschen ist vorhanden. Sie selbst hätten schließlich auch schon in einem kleinen englischen Städtchen oder einem schwedischen Vorort gelebt.