Einfach was Anderes machen, was ganz Anderes, was Verrücktes - für die meisten bleibt das ein Traum. Wir stecken fest in unserem Lebensentwurf. Es gibt aber auch Menschen, die das schaffen - die einfach die Richtung wechseln. So wie Uwe Ittner. Er ist heute Bordellbetreiber. Und war vorher Polizist.
Eine graue Garageneinfahrt mit Lichtschlangen. Ein rotes Schild: Salon Patrice. Wer klingelt, dem öffnet Honey, Ende 50, lange schwarze Haare, Kette mit Herz um den Hals, Bikerboots, ganz in Schwarz. Eine weiße Ledercouch, Marilyn-Monroe-Bilder, eine Venusstatue. Fünf junge Frauen stellen sich vor, einige in Hotpants, andere im Bikini. Sie sagen Sätze wie:
"Hallo, ich bin Kendra, ich bin aus Moldawien, ich habe 22 Jahre."
Und dann ist da der Chef dieses Bordells: Uwe Ittner, Mitte Fünfzig, sportliche Jacke, Jeans, Turnschuhe. Das dunkle Haar zu einem Minizopf gebunden. Kantiges Gesicht, aber sensible Augen. Wenn er nicht arbeitet, lebt er in einem Bauernhaus mitten im Wald auf einem Berg in Kärnten. Mit zwei Pferden, drei Hunden und Simone, seiner Frau. Eher gesundheitsbewusste Großstadtflüchtige als Rotlichtviertel. Holzvertäfeltes Wohnzimmer und eine schwarze Ledercouch. Genau dort erzählt er unserem Autoren Pascal Fischer seine Lebensgeschichte:
"Als 17-Jähriger stand bei mir im Fokus: Gutes zu tun, klar, aber natürlich auch ein bisschen Action zu haben."
Es geht um einen 17-Jährigen, der Gutes tun will und ein bisschen Action sucht - und der deshalb Polizist wird. Und es geht um Desillusionierung. Um Kollegen, die Grenzen überschreiten, die lieber schweigen als handeln. Lieber schlagen als ermitteln. Um beruflich voranzukommen, muss Uwe Ittner auf die Beamtenfachhochschule. Zwei Jahre Fürstenfeldbruck. Kaserniertes Lernen in Filspantoffeln statt Actioneinsatz. Und danach wird es nicht besser. Irgendwann leidet Uwe Ittner an Depressionen. Er gibt seine Marke ab.
Filzpantoffel statt Action
Seine Beziehung und sein erster Job scheiterten, er denkt an Selbstmord - und dann lernt er Patrice kennen. Sie ist sexy, sie ist witzig - und sie ist Prostituierte. Uwe Ittner ist verliebt - und er hat einen Plan.
Wir erzählen Eure Geschichten
Habt ihr etwas erlebt, was unbedingt erzählt werden sollte? Dann schreibt uns! Storys für die Einhundert sollten eine spannende Protagonistin oder einen spannenden Protagonisten, Wendepunkte sowie ein unvorhergesehenes Ende haben. Im besten Fall lernen wir dadurch etwas über uns und die Welt, in der wir leben.
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