"Dieser Markt wird videoüberwacht" steht in vielen deutschen Supermärkten. Manche Kameras beobachten aber mehr als nur Diebe. Sie schauen, wie wir auf Werbung reagieren. Klingt nach Minority Report, ist aber Realität in einigen deutschen Supermärkten.

In 40 Real-Supermärkten werden wir stärker beobachtet, als wir denken. Kurzer ahnungsloser Blick an der Kasse auf einen digitalen Werbebildschirm. Und schon hat die Kamera erfasst, wie wir auf die Werbung reagiert haben, ob wir Mann oder Frau sind, und wie alt wir ungefähr sind. Damit will Real herausfinden, welche Werbefilme bei welchen Supermarktkunden gut ankommen.

Dürfen die das?

Real meint zwar, dass sie uns Kunden auf diese Art beobachten dürfen. Immerhin schreiben sie ja "Dieser Markt wird videoüberwacht" und speichern die Bilder nur für wenige Sekunden. Der Datenschutz-Experte Frank Spaeing sagt aber, dass die Händler uns Kunden genauer über die Videoüberwachung informieren müssten.

"Ich glaube, gesetzlich wird das in nächster Zeit nicht verboten werden. Daten sind das neue Öl, und die Industrie - da bin ich eigentlich illusionslos - die macht, bis sie einen auf die Finger kriegt."

Daten sind für die Industrie enorm wichtig geworden. Deshalb glaubt Frank Spaeing, dass viele andere Supermärkte oder Werbetafeln beobachten, wer wir sind und wie wir auf Werbung reagieren. Bisher halten sich andere Supermarktketten aber bedeckt. Die Deutsche Post hat aber nach Informationen der Süddeutschen Zeitung diese Technik auch schonmal getestet. 

Personalisierte Werbung im analogen Leben

Das klingt alles ganz schön gruselig. Gut möglich, dass wir bald permanent geortet werden, meint Deutschlandfunk Nova-Reporter Christoph Sterz. Nicht nur in Läden, sondern vielleicht in U-Bahnen. Wenn es gesetzlich nicht überprüft wird, könnten solche Kameras auch feststellen, dass wir beispielsweise teure Kleidung tragen, und dann werden uns teurere Dinge angeboten. 

Shownotes
Videoüberwachung
Big Brother im Supermarkt
vom 01. Juni 2017
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Christoph Sterz, Deutschlandfunk Nova