Es muss nicht immer ein Vulkanausbruch, Meteoriteneinschlag oder eine Eiszeit sein, damit ganze Tier- oder Pflanzenarten aussterben. In einigen Fällen reichte es offenbar schon aus, dass eine einzige Pflanze verschwand, damit es zu einem Massensterben kam. Das haben Forscher jetzt in einem neuen Modell zum Artensterben gezeigt.

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts in Göttingen und der ETH Zürich wollten herausfinden, ob das Aussterben einer einzelne Art ausreicht, damit viele andere Arten auch sterben. Da Experimente zum Artensterben unmöglich sind - denn dafür müssten sie ja Tiere und Pflanzen töten - haben sich die Wissenschaftler ein Modell ausgedacht.

Dabei gehen sie davon aus, dass Arten nicht nur aufgrund von Naturkatastrophen aussterben, sondern auch deshalb, weil eine andere Art verschwindet, die für sie unentbehrlich ist – beispielsweise eine Pflanze, die für mehrere Tiere die Hauptnahrung bedeutet, oder einer Pflanze fehlt plötzlich das Insekt, das sie bestäubt, sodass sie sich nicht mehr fortpflanzen kann.

Artensterben als Kettenreaktion

Sind viele Arten von einer einzigen abhängig, dann spricht man von einem instabilen Ökosystem. Eine Pflanze als wichtige Schlüsselart und Hauptnahrung für viele Tiere kann, wenn sie ausstirbt, eine Kettenreaktion auslösen und zu einem Massensterben der von ihr abhängigen Arten führen.

Das Modell der Forscher kann auch erklären, warum sich die Artenvielfalt in den letzten 600 Millionen Jahren im Meer anders entwickelt hat, als auf dem Land. Die ersten Lebensformen sind im Meer entstanden. Lange Zeit stieg die Artenvielfalt hier stark an, bis sie nach ein paar hundert Millionen Jahren stagnierte.

An Land stieg die Artenvielfalt dagegen erst viel später an, inzwischen hat sie die Vielfalt in den Meeren weit übertroffen. Als Hauptgrund geben die Forscher an, dass es im Meer weniger verschiedene Lebensräume gibt als an Land. Wenn sich im Meer die Bedingungen für eine Art ändern, hat sie kaum die Chance, sich einen neuen Lebensraum zu suchen und stirbt dann aus. Auch das kann wieder eine Kettenreaktion auslösen.

Ein Modell auch für die Zukunft

Nach Meinung der Forscher gibt es Anzeichen dafür, dass ein neues Massensterben eingesetzt hat, für das - wenig überraschend - vor allem wir Mensch verantwortlich sind. Noch aber lässt sich mit dem Modell nicht genauer voraussagen, welche Tiere und Pflanzen besonders bedroht sind.

Shownotes
Artensterben
Stirbst du, sterb ich auch
vom 19. Juni 2014