Der richtige Mann trinkt Bier und grillt Fleisch - auch, wenn das vielleicht nicht vom Mammut, sondern aus dem Supermarkt kommt. Und eine ideale Frau ist nur an den richtigen Stellen dick. Andernfalls ist sie - findet der künftige US-Präsident - eine "fette Sau".

Bingo, durchschaut - das sind Stereotype. Ob wir wollen oder nicht: Wir haben männliche und weibliche Körperbilder im Kopf, Ideen von "vorbildlichen Körpern". Und die Veranstalterinnen der Tagung "Körperbilder - Körperpraktiken" an der Universität Hamburg wollten genauer hinsehen: Wie werden solche Ideale und Stereotype gemacht? Wie werden sie infrage gestellt, erweitert, verändert?

Der Doktorand Florian Diener schaut sich an, wie echte Männer in der Werbung Bier trinken, Fleisch grillen - aber neuerdings auch Kosmetik verwenden dürfen. "Praxeologie und Performativität: (De-)Konstruktionsprozesse und (Re-)Präsentation maskuliner Körperidentitäten im Spannungsfeld zwischen Bier- und Kosmetikwerbung" heißt sein etwa 20-minütiger Vortrag.

"Werbung tritt als Sozialisationsagent auf: Werbung vermittelt Wertvorstellungen."
Florian Diener, Universität Nürnberg

Die Soziologin Melanie Haller beschäftigt sich mit der Selbstinszenierung von sogenannten Plus-Size-Frauen - das sind Frauen, die Größe 42 aufwärts tragen. Und die selbstbewusst sagen: Ich bin dick, ich bin fett - und ich trage keine grauen Berberzelte, sondern interessiere mich für Mode!

"Das Selbst der Bloggerin wird zur Marke."
Melanie Haller, Sozilogin an der Universität Paderborn
Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Diese Frauen negieren die gängige Vorstellungen eines vorbildlichen, gesunden weiblichen Körpers, der schlank und dabei kurvenreich sein soll; aber sie fügen sich doch in den großen Zirkus des modischen Diktats ein. Die Modebranche hat schnell ein neues Label für sie erfunden - "Plus Size". In entsprechenden Blogs präsentieren sie sich selbst und ihre Mode. Haller bezieht sich in ihrem Vortrag auf einen fast vier Jahrzehnte alten feministischen Klassiker - Susie Orbachs "Anti-Diätbuch".

"Fat is a feminist issue!"
Susie Orbach, Anti-Diät-Buch

Ein Satz, über den wir auch 2016 nachdenken sollten.

Mehr zu Plus-Size und Fatshaming:

Shownotes
Vorbildliche Körper
Biertrinkende Männer und dicke Frauen
vom 27. November 2016
Moderation: 
Katja Weber
Vortragende: 
Florian Diener, Universität Nürnberg und Melanie Haller, Soziologin an der Universität Paderborn