Integration durch Sport: Für Karateprofi Wael Shueb hat das eine besondere Bedeutung. Sein Weg hat ihn bis ins Olympische Refugee Team geführt.

29 Athletinnen und Athleten sind im Team mit Geflüchteten für die Sommerspiele in Japan. Sieben von ihnen reisen aus Deutschland an: Die Schwimmer Alaa Maso und Yusra Mardini, Boxer Wessam Salamana, Judoka Ahmad Alikaj die aus dem Iran stammenden Kanutin Saeid Fazloula und Taekwondoin Kimia Alizadeh schafften es in die Mannschaft.

Auch Karateka Wael Shueb, gebürtig aus Syrien, ist dabei. Vor seiner Flucht vor Krieg und Gewalt war er im syrischen Nationalteam. Die Bedingungen waren dort nicht gerade ideal, berichtet er. Sein Profi-Einkommen deckte zu jener Zeit nur die Hälfte seiner Ausgaben für Reisen zu Wettkämpfen.

"Ich war im Nationalkader dabei. Das Gehalt reichte nicht für die Hälfte meiner Reisekosten."
Wael Shueb, Karateka, Refugee Team, Olympiade 2020

Wael Shueb ist über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland geflohen. Nur wenige Sachen hatte er dabei – auch seinen internationale Athletenausweis.

"Ich war in einem im Rathaus, im Büro für Sport und Jugend. Und dann habe ich gesagt: 'Ich mache schon lange Karate. Ich war bei der Weltmeisterschaft."
Wael Shueb, Karateka, Refugee Team, Olympiade 2020

Um seinen Sport auch in Deutschland professionell ausüben zu können, brauchte er Geduld und Sprachkenntnisse, sagt Wael Shueb. Auf Arabisch erreichte ihn nach wenigen Monaten die Einladung zu einer Veranstaltung mit dem Titel Integration durch Sport. Nach und nach hat es dann geklappt. Inzwischen ist er als Karate-Trainer angestellt. Am 11.07.2021 fliegt Wael Shueb los. Erstmal geht es ins Trainingslager nach Katar. Anfang August wird er zu den Olympischen Spielen in Japan sein. Offizieller Beginn ist bereits am 24.07.2021.

Profis aus 21 Aufnahmeländern

Insgesamt hatten 55 Athletinnen und Athleten aus 13 Ländern die Chance, sich in zwölf Sportarten für dieses internationale olympische Team zu qualifizieren. Neben Deutschland hatten 20 weitere Länder geflüchteten Sportlerinnen und Sportlern Aufnahme und Trainingsmöglichkeiten für ihre Teilnahmeoption gewährt.

Bei der Eröffnungsfeier der Sommerspiele am 23.07.2021 wird das Flüchtlingsteam an zweiter Stelle hinter Griechenland unter der olympischen Flagge ins Olympiastadion einlaufen.

2016 war er zum ersten Mal dabei

Zum ersten Mal war 2016 in Rio de Janeiro ein Flüchtlingsteam an den Start gegangen. Damals nahmen zehn Sportler aus Äthiopien, Syrien, dem Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo teil. Auch Wael Shueb hat damals schon teilgenommen.

"Refugee Team? Meine erste Teilnahme war 2016. Eine riesige Überraschung!"
Wael Shueb, Karateka, Refugee Team, Olympiade 2020

Genauso wie alle anderen wollen auch die geflüchteten Athletinnen und Athleten die Goldmedaille gewinnen. "Die Gegner sind nicht einfach. Das sind die besten auf der Welt", sagt Wael Shueb. Die Geflüchteten eint wohl auch ihre jeweilige Fluchtgeschichte und das gegenseitige Interesse daran, sagt der Sportler.

"Jeder hat eine andere Geschichte, wir haben alle gleiche Interessen, also unterschiedliche Sportarten. Vielleicht haben wir auch Träume?"
Wael Shueb, Karateka, Refugee Team, Olympiade 2020
Shownotes
Geflüchteter Karate-Profi
Wael Shueb: "Ohne Karate konnte ich nicht weitermachen"
vom 26. Juni 2021
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Wael Shueb, Karateprofi, Refugee Team, Olympiade 2020