Den Wald umbauen und an den Klimawandel anpassen: Ideen gibt es viele. Doch es ist schwierig, sie umzusetzen – weil so viel Wald in Deutschland so vielen unterschiedlichen Menschen gehört.
Dem Wald in Deutschland geht es an vielen Orten schlecht. Wenig Regen und Insekten wie der Borkenkäfer setzen ihm zu. Fachleute sind sich einig: Soll der Wald in Deutschland auch in Zukunft gesund sein, muss er sehr wahrscheinlich anders aussehen als heute. So werden Fichten, bisher das Bauholz Nummer eins in Deutschland, in Zukunft kaum noch eine Rolle spielen.
Als eine gute Möglichkeit, den Wald zukunftsfähig zu machen, werden unter anderem Mischwälder angesehen, die nicht nur aus einer Baumart, sondern mehreren verschiedenen bestehen. Schon heute zeigen sich Wälder, die etwa aus Buchen-, Eichen- und Ahornbäumen bestehen, als weniger anfällig als etwa Nadelholz-Monokulturen.
Eine Herausforderung beim Wald-Umbau: Fast die Hälfte der kompletten Waldflächen in Deutschland befinden sich in Privatbesitz. Und die Waldbesitzer haben oft ein Interesse daran, mit dem Wald Geld zu verdienen. Selbst Kommunen, denen Wald gehört, nutzen diesen häufig als Einnahmequelle. "Manche Kommunen könnten ohne die Erlöse aus dem Wald ihre Kindergärten oder kulturelle Einrichtungen nicht finanzieren", sagt Werner Eckert, Umweltredakteur beim SWR.
"Viele Gemeinden können sich nur Kindergärten leisten, weil sie die Einnahmen aus dem Wald haben."
Das Problem: Wer den Wald in erster Linie als Einnahmequelle betrachtet, hat womöglich weniger Interesse daran, ihn biodivers und klimawandelfest umzubauen – denn das bedeutet manchmal kurz- und mittelfristig weniger Gewinn.
Ein Beispiel: Wird ein Wald in einem bestimmten Bereich quasi sich selbst überlassen, und bleibt das Totholz dort einfach auf dem Boden liegen, steigt dort die Möglichkeit des Waldes, Regenwasser aufzunehmen und zu speichern. Das wiederum kann das Risiko von Sturzfluten senken, wie sie zum Beispiel im Jahr 2021 das Ahrtal getroffen hat.
Ein Ansatz: Waldbesitzer können Geld vom Staat erhalten, wenn sie ihren Wald nach bestimmten Kriterien bepflanzen. "Aber es gibt keine starke Steuerung hinsichtlich bestimmter Umweltschutzaktivitäten", sagt Werner Eckert. "Eigentlich müssten die Waldbesitzer Geld pro Hektar erhalten, wenn sie ihren Wald so gestalten, dass sie viel Wasser speichern können."
Erbengemeinschaft weiß nicht, was sie mit dem Wald anfangen soll
Ein weiteres Problem: Ein Viertel des deutschen Waldes befindet sich in kleinstrukturiertem Privatbesitz. Das heißt: Den Waldbesitzern gehört eine Waldfläche kleiner als 20 Hektar, das ist gerade drei Mal die Fläche des Leipziger Hauptbahnhofs, beziehungsweise in etwa so groß wie die Binnenalster in Hamburg. Für ein Hausgrundstück wäre das riesig – für einen Wald, der bewirtschaftet oder für den Naturschutz genutzt werden soll, ist das eine sehr kleine Fläche.
Hinzu kommt: Oft gehören die kleinen Waldflächen Erbgemeinschaften, die gar nicht in der Nähe des Waldes leben und sich deshalb auch nicht kümmern. "Auch sind die Erlöse bei Einzelbewirtschaftung innerhalb von Kleinstrukturen gering, weshalb der Wald zunehmend als Belastung empfunden wird und brach liegt", sagt Pier Pernutz, Leitender Forstdirektor bei der Landesforstanstalt Thüringenforst, der Zeitschrift "Forstpraxis".
Nachhaltig genutzte Wälder können unter bestimmten Bedingungen fürs Klima aber sogar einen höheren Nutzen haben als Wälder, die komplett sich selbst überlassen werden – etwa, weil das Holz genutzt wird und Werkstoffe ersetzen, deren Erzeugung besonders klimaschädlich und energieintensiv ist.
Hilfe vom Staat
Das Bundeslandwirtschafts- und das Umweltministerium haben unter dem Namen "Waldklimafonds" Projekte gestartet, um den Wald in Deutschland an den Klimawandel anzupassen.
Besitzer kleiner Waldflächen finden unter anderem auf der Website waldhilfe.de Informationen.