Die Corona-Pandemie verlangt uns einiges ab. Während viele von uns auf Körperkontakt verzichten und Menschenmassen meiden, halten andere die Abstandsregeln nicht mehr ein. Warum ist das eigentlich so?
Auf dem Berliner Landwehrkanal nahmen an Pfingstsonntag, statt der angemeldeten 100 Personen, rund 3000 Menschen an einer Boots-Demonstration teil. Die Demonstration sollte auf die Bedrohung der Berliner Club-Kultur aufmerksam machen, wirkte aber eher wie ein großer Open-Air-Rave – und wurde dafür heftig kritisiert. Das Ende der Demo war vor dem Urban-Krankenhaus.
Lucien war auch dabei, spontan, ohne Anmeldung. In einem kleinen Schlauchboot ist der Abiturient zusammen mit einem Freund über den Kanal geschippert.
"Ich wollte mich eigentlich nur mit einem Freund am Kanal verabreden, da haben wir diese Demo gesehen uns ein Schlauchboot ausgeliehen und sind da ein bisschen mitgefahren."
An der Party teilgenommen zu haben, bereut Lucien nicht. Dennoch glaubt er, dass man mehr Rücksicht auf die Patienten und Mitarbeitenden des Krankenhauses hätte nehmen sollen.
Wenn man die Oma nicht besuchen kann
Die Journalistin Sarah Serafini sorgt sich um ihre Oma. Im Februar musste sie –nach einem Sturz – ins Pflegeheim umziehen. Kurz darauf kam dann die Pandemie. Für Sarahs Oma war das hart.
"Sie musste nicht nur ins Altenheim, sie musste auch noch in den Rollstuhl. Und dann kam auch noch der Lockdown dazu."
Sarah durfte ihre Oma nicht mehr besuchen. Über das Telefon hielten die beiden Kontakt. Für die Oma war die neue Situation schwer zu verstehen. Sie vermisste ihre Familie. Vor zwei Wochen konnte Sarah ihre Oma dann endlich wieder treffen. Für Sarah war das ein seltsames Gefühl.
"In einem Besucherraum, mit Plexiglasscheibe zwischen uns. Ich hatte eine Maske auf und drei Meter Abstand."
Trotzdem glaubt Sarah, dass die Kontaktsperre eine richtige Maßnahme war, um ihre Oma und andere Senioren vor dem Virus zu schützen. Dennoch wünscht sie sich, dass man in Pflegeheimen, gerade während Corona, mehr auf die psychische Verfassung der Bewohnenden achtgeben würde.
Pubquiz statt Engtanz
Und was halten eigentlich verlobte Pärchen von der Abstandsregelung? In Hamburg sind Hochzeiten aktuell nur mit zehn Gästen aus zwei Haushalten erlaubt. Frederike Hansen gefällt das nicht. Sie wollte Anfang Juli im großen Stil heiraten.
"Nach dem Standesamt wollten wir kirchlich in größerer Runde mit 62 Gästen feiern und tanzen."
Die Zeremonie zu verschieben oder sogar abzusagen kommt für Frederike nicht infrage. Da ihr Verlobter selbst als Hochzeitsfotograf arbeitet, weiß sie, wie viel Geld allen Beteiligten verloren gehen würde.
"Wir haben als Brautpaar das Interesse daran, unsere Familien und Freunde zu schützen. Ich nehme Corona ernst. Aber genauso ernst nehme ich die Berufe der Dienstleister."
Nachdem der Hamburger Senat eine vorläufige Lockerung für Juli zurückgezogen hat, hofft Frederike auf ein erneutes Umschwenken der Verantwortlichen. Gemeinsam mit einer Initiative von Hochzeitsdienstleistern hat sie einen Brief an den Senat geschrieben.
Sie wünscht sich, dass Hochzeitspaaren mehr Eigenverantwortung zugesprochen wird. Anstatt wild zu feiern und eng zu tanzen, könne man ja auch ein Pubquiz mit den Gästen veranstalten. An ihren Hochzeitsplänen hält Frederike also nach wie vor fest.
Abstand: Was gilt Bundesweit? Was ist Ländersache?
- Bis zum 29. Juni wurden die Kontaktbeschränkungen verlängert.
- Gleiches gilt für die Abstandsregelung von 1,50 Meter, sowie diverse Hygiene-Vorschriften und die Maskenpflicht.
- Wie viele Menschen sich treffen dürfen, entscheiden die jeweiligen Bundesländer.
- Großveranstaltungen sind bis zum 31. August bundesweit untersagt.
- Die Bundesländer entscheiden eigenständig über die schrittweise Lockerung der Maßnahmen in Schulen, Unis, Kitas, Krankenhäusern, Sportstätten sowie bei kleineren Partys und Events.
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