Start-up – das klingt nach Freiheit, irgendwo in einem hippen Büro ein cooles Produkt entwickeln, viel arbeiten, dafür aber irgendwann auch viel Geld verdienen. So weit die Theorie. Unser Netzreporter hat recherchiert, warum vielen Start-ups genau das nicht gelingt.

Obwohl es auch gegenteilige Beispiele gibt, geht die Mehrheit der Start-ups innerhalb der ersten drei Jahre nach Gründung pleite oder verschwindet aus anderen Gründen von der Bildfläche. Netzreporter Konstantin Köhler erklärt, warum das so ist, obwohl es doch so einfach scheint, sich das ein oder andere Erfolgsrezept bei den Vorgängern abzugucken.

Das US-amerikanische Marktforschungsunternehmen CB Insights hat sich dieser Frage angenommen und dazu 101 Start-ups befragt, deren Idee gescheitert ist. Zusammengefasst kann man sagen: Sehr häufig machten ihnen klassische betriebswirtschaftliche Probleme schaffen. Also solche, von denen man vermuten würde, dass die sie jedes Unternehmen treffen können, egal ob Start-up oder nicht.

Zum Beispiel rechtliche Probleme. Hierunter fällt der Verkauf von Produkten, auf die bereits ein Patent angemeldet wurde. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern hat bereits viele junge Unternehmen um Ihre Existenz gebracht.

Ein anderer Punkt ist die Preispolitik. Die große Frage: Zu welchem Preis ein Produkt verkauft wird, damit es reißenden Absatz findet, aber gleichzeitig die Kosten gedeckt sind. Ein Problem, gerade für junge Unternehmen, so Konstantin.

Hindernisse von denen insbesondere Start-ups betroffen sind

Gerade jungen Unternehmen kann schlechtes Timing übel mitspielen. Das gilt sowohl für den US-amerikanischen als auch den deutschen Markt. Ein Beispiel: Das Produkt ist gut, auch sonst passt alles. Aber die Gründerinnen und Gründer sind zu spät, sprich, die Konkurrenten waren schneller. Oder auch: Sie sind zu früh. Der Markt ist noch gar nicht reif für den neuartigen Haushaltsroboter, im schlimmsten Fall geht dem Start-up in dieser Zeit das Geld aus ...

"... und drei Jahre später verkauft ein anderes Unternehmen genau das gleiche Produkt mit großem Erfolg."
Till Haase, Moderator Hielscher oder Haase

Eine weitere Hürde: Produkte ohne Business-Modell. Da geht es um die Frage, wie sich mit seiner Idee tatsächlich Geld verdienen lässt. Manchmal setzen Start-ups zum Beispiel auf Premium-Abo-Modelle - wenn die aber keiner bucht, dann ist das Produkt de facto nicht finanzierbar.

Die wichtigsten drei Gründe, warum Start-ups scheitern

  • Platz 3: Das falsche Team
  • Platz 2: Das Geld ist ausgegangen, da die Nachfolgeinvestoren fehlen
  • Platz 1: Es gibt gar keinen Bedarf am Produkt, es wird kein Problem gelöst, für das jemand bereit ist, Geld zu bezahlen. Kurz: Es wurde ganz einfach am Markt vorbei entwickelt.

Matratzen-Online-Shops, gesundes Fertigessen oder auch ein Online-Portal zur Hochzeitsplanung, sind Beispiele für Start-ups, die nicht überlebt haben. Gut verkauft hat sich dagegen eine Po-Dusche, also ein mobiles Bidet. Die ist inzwischen sogar im stationären Handel erhältlich.

Und das zeigt: Gründerinnen und Gründer müssen eine gute Marktanalyse betreiben und richtig einschätzen, ob Bedarf besteht und ausreichend Menschen bereit sind, für das Produkt zu zahlen. Oft gehört aber auch einfach Glück dazu, weil so schwer einzuschätzen ist, wie sich Kundinnen und Kunden verhalten werden.

"Neun von zehn Start-ups schaffen es nicht - das heißt aber nicht, dass neun von zehn Gründern einfach zu doof sind oder keine Ahnung haben."
Konstantin Köhler, Netzreporter

So ist das nun mal in der freien Wirtschaft, wo es im Prinzip schon für jedes klitzekleine Problem ein Unternehmen gibt, das eine Lösung anbietet. Da gehört Scheitern dazu. Das Gute für die Gründer: Sie sind in der Regel noch relativ jung, konnten dank ihres Start-up-Abenteuers aber schon einige Erfahrungen sammeln.

Shownotes
Mehr als Anfängerfehler
Warum Start-ups scheitern
vom 19. November 2019
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Konstantin Köhler, Netzreporter