Manchmal fällt es ganz leicht, anderen etwas zu schenken, in anderen Fällen ist es schwierig. An Geburtstagen, Weihnachten und zu Jubiläen fühlt sich das Datum, an dem wir das Geschenk überreichen wollen, oft tatsächlich wie eine Deadline an. Darüber nachzudenken, was wir schenken, kann dann schnell zu einem Eintrag in der "To Do"-Liste werden und schon wird aus dem Spaß des Verschenkens eine stressige Aufgabe, die wir einfach nur noch abhaken wollen.

Dieser Moment: Wir überreichen das liebevoll eingepackte Geschenk und der Beschenkte macht sich neugierig daran, es auszupacken. Der eine reißt das Geschenkpapier einfach herunter, die andere löst achtsam jeden Knoten oder zieht das Klebeband vorsichtig ab.

Der oder die Schenkende wartet gespannt auf die Reaktion: große Augen, überraschte Mine oder eher eine subtile Enttäuschung, die mit überschwänglicher Begeisterung überspielt wird?

Langfristiger Nutzen wichtiger als die spontane Reaktion

Es ist genau dieser Moment der Übergabe, auf den wir uns bei Schenken nicht so fokussieren sollten, wie wir das in der Regel tun, sagt die Sozial- und Konsument*innenpsychologin Janina Steinmetz. Viel mehr geht es darum, welchen langfristigen Nutzen ein Präsent für den Beschenkten haben kann.

"Man muss nicht etwas Kreatives oder etwas Überraschendes schenken. Man kann einen Gutschein für das Lieblingsrestaurant schenken und sagen, da gehen wir zusammen hin und machen uns einen schönen Abend."
Janina Steinmetz, Sozialpsychologin

Kleine Aufmerksamkeiten können aber auch dazu dienen, die Beziehung zu festigen. Beispielsweise indem man den anderen zu einer gemeinsamen Unternehmung einlädt: ein Essen, ein Barbesuch, ein Wochenendtrip oder ein Gutschein für eine Erlebnissportart.

Denn langfristig ist es viel wertvoller, etwas zu schenken, was unsere Verbindung zur anderen Person stärkt, als den anderen nur kurzfristig mit einer besonders kreativen Idee zu überraschen, sagt Janina Steinmetz.

Nicht davor zurückschrecken eine 'Erfahrung' zu verschenken

Weitere Tipps, die Janina Steinmetz denjenigen gibt, für die das Schenken schnell in Stress ausartet:

  • Geschenke nach Absprache nicht mehr an Feier- und Geburtstagen austauschen, sondern einfach zwischendurch etwas schenken, wenn wir zufälligerweise etwas Passendes für eine bestimmte Person entdecken.
  • Nicht davor zurückschrecken, eine 'Erfahrung' zu schenken. Auch wenn ein Kinogutschein nicht so kreativ ist, ist er im ideellen Sinne oft wertvoller als ein materielles Geschenk, das möglicherweise ungenutzt in einer Kiste liegt.
"Wir konzentrieren uns jedes Jahr auf den Moment der Übergabe und bekommen per se im Laufe des Jahres gar kein Feedback, ob der Beschenkte sich gefreut hat."
Janina Steinmetz, Sozialpsychologin
Shownotes
Weihnachten
Warum Schenken uns stresst
vom 11. Dezember 2022
Moderation: 
Nik Potthoff
Gesprächspartnerin: 
Janina Steinmetz, Sozialpsychologin an der Bayes Business School in London