Zwei Wochen wurde auf der Weltklimakonferenz verhandelt. Es gab Fortschritte, aber beim Kohleausstieg hat Indien blockiert. Am Ende gibt es ein Abschlussdokument, das viele enttäuscht. Was bleibt, sind Hoffnungen und Erwartungen an die nächste Konferenz in Ägypten.
Ganz zum Schluss hat es noch einen kräftigen Dämpfer für die gegeben, die sich von der Klimakonferenz in Glasgow den endgültigen Abschied von der Kohle erhofft hatten. Indien hat seine Zustimmung von einer Abschwächung des Beschlusstextes abhängig gemacht, berichtet Georg Ehring aus der Dlf-Umweltredaktion, der die Konferenz in Glasgow vor Ort beobachtet hat.
Herunterfahren statt Auslaufen der Kohleverbrennung
Statt einem Auslaufen der Kohleverbrennung steht im Text jetzt "Herunterfahren". Einige Konferenzteilnehmende haben mit Empörung reagiert, wie Tina Stege von den Marshall Islands.
"Diese Selbstverpflichtung zur Kohle war ein Lichtblick in dem Beschlusspaket. Sie gehörte zu den Dingen, von denen wir gehofft hatten, dass sie uns mit Stolz nach Hause zurückkehren lassen. Es tut sehr weh, dass dieser Lichtblick jetzt getrübt ist."
Der stellvertretende Chef der EU-Kommission, Frans Timmermans, hat darauf verwiesen, dass das Ende der Kohleverbrennung nicht nur dem Klima, sondern auch der Wirtschaft nutze. Doch auch er hat die Änderung in letzter Minute geschluckt, berichtet Georg Ehring.
"Nachdem ich jetzt meine Enttäuschung geäußert habe, möchte ich wiederholen, wie ich schon gesagt habe: Dies darf uns nicht stoppen, die Entscheidung zu fällen, die unter ihrer Leitung zu einer historischen Entscheidung geworden ist. Sie können sehr stolz darauf sein."
Damit hat Frans Timmermans den Konferenzpräsidenten Alok Sharma gemeint, der wohl unter größten Anstrengungen versucht hat, das Konferenzchaos zu managen und die Delegierten zu einem Abschlussdokument zu bringen. Offensichtlich war er bei dem Durcheinander sogar den Tränen nahe.
"Ich verstehe auch die tiefe Enttäuschung, aber ich glaube, wie Sie auch festgestellt haben, ist es lebensnotwendig, dass wir dieses Beschlusspaket stützen."
Schließlich haben die Delegierten den Klimapakt von Glasgow beschlossen. Trotz der Abschwächung am Ende wird der Beschluss das Ende der Kohlenutzung einleiten, meint Georg Ehring.
"Mehr als 190 Staaten, Regionen, Firmen und Institutionen unterzeichneten eine Selbstverpflichtung für das Ende der Kohlenutzung. Auch Deutschland."
Hoffnung machen weitere länderübergreifende Initiativen wie der Abschied vom Verbrennungsmotor, das Ende der internationalen Finanzierung von Öl- und Gasprojekten und der Schutz der Wälder. Außerdem sollen Entwicklungsländer pro Jahr 100 Milliarden Dollar für den Klimaschutz und für die Anpassung an die Erwärmung bekommen.
Klimakastrophe droht weiter
UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat sich trotz dieser Vereinbarungen enttäuscht gezeigt, denn die Klimakatastrophe stehe weiter vor der Tür. Auch Christoph Bals vom umwelt- und entwicklungspolitischen Verband Germanwatch kritisiert, dass mit den Beschlüssen das 1,5-Grad-Limit nicht eingehalten werden könne.
"Das Ergebnis ist insgesamt nicht gut, weil das 1,5-Grad-Limit noch nicht in Reichweite gekommen ist. Die großen Emittenten wie China, Indien haben ihr neues Klimaziel noch nicht eingereicht. Das müsste deutlich nachgebessert werden. Bei den USA wissen wir nicht, ob es tatsächlich umgesetzt wird."
Konferenzleiter Alok Sharma hat vor Beginn der UN-Weltklimakonferenz den Anspruch formuliert, dass mit der Veranstaltung in Glasgow die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad in Reichweite gehalten werden sollte. Nach Berechnungen von Forschenden ist bei Umsetzung der verbindlichen und mit Maßnahmen unterlegten Klimapläne auch jetzt noch weltweit eine Erwärmung um 2,4 Grad zu erwarten. Vor der Konferenz haben ihre Berechnungen bei 2,7 Grad Erderwärmung gelegen.
Weiter nachzubessern ist also nötig, sagt Georg Ehring. Die Abschlusserklärung enthalte eine Aufforderung, dies im nächsten Jahr zu tun, wenn die Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Scheich stattfindet.