Habt ihr heute schon gekuschelt? Falls nicht, solltet ihr das dringend nachholen. Denn: Körperliche Nähe ist richtig gut für uns. Egal, ob wir es nun knuddeln, schmusen oder umarmen nennen, fest steht, dass Körperkontakt für unser Wohlbefinden nicht nur notwendig ist, sondern wir ohne kaum können. Warum es wichtig ist, dass wir uns umarmen.

Wenn wir uns umarmen, dann ist mit der Haut unser größtes und empfindsamstes Organ beteiligt und sorgt dafür, dass unser Körper Hormone wie den stimmungsaufhellenden Neurotransmitter Dopamin ausschüttet. Außerdem entstehen Hormone wie Oxytocin, die uns beruhigen und uns beim Abbau von Stress helfen.

Wenn wir uns in die Arme nehmen, dann wird unsere Atmung flacher, unsere Herzfrequenz langsamer, und unsere Muskulatur entspannt sich – wir fühlen uns rundum wohl. Das ist nicht nur gut für uns, sondern auch für unser Umfeld und unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Eine amerikanische Studie belegt, dass Umarmungen Konflikte mit anderen Menschen abschwächen.

Gibt es eine Super-Umarmung?

Ein Rezept für eine perfekte Umarmung gibt es nicht – und nicht jeder Körperkontakt tut uns gut. Mit welcher Umarmung wir uns wohlfühlen, entscheiden wir ganz individuell und in jeder Situation neu.

"Der Berührungsakt wird durch viele Parameter charakterisiert: die Person, die Zeit, der Ort, die Stärke. Wenn einer von diesen Parametern uns nicht gefällt, dann erleben wir eine Berührung als Übergriff, als Belastung, als Stress."
Martin Grunwald, Psychologe Universität Leipzig

Deshalb ist es egal, ob wir unsere Partnerin, unsere Hündin oder eine Fremde umarmen. Alle Umarmungen können Hormone ausschütten, bei einer vertrauten Person ist der positive Effekt lediglich ein wenig höher.

Entgegen vieler Klischees gehen Forschende davon aus, dass unser Geschlecht bei der Wahrnehmung einer Umarmung keine Rolle spielt. Entscheidend ist vielmehr unser Sinnesorgan Haut und damit einhergehend das Wechselspiel zwischen unserer Psyche und unserem Körper.

Forschende testeten das, indem sie Druck auf den Bauch von Schwangeren ausübten und so die Lippen von winzig kleinen Föten trafen. Hierbei zeigte sich auch, dass es durchaus Föten gab, die den Berührungen auswichen und andere, die positiv darauf reagierten.

Umarmungen als Grundbedürfnis

Obwohl Körperkontakt ein menschliches Grundbedürfnis ist, machen wir laut Experten oft einen entscheidenden Fehler. Wir setzen uns nicht mit unseren Bedürfnissen und den damit einhergehenden Folgen für unsere Psyche auseinander.

"Für viele Menschen ist es ein absurder Gedanke, zuzugeben, dass ihnen Körperkontakt fehlt. Viele andere Dinge können wir leichter zugeben."
Martin Grunwald, Psychologe Universität Leipzig

Kinder fordern eine Umarmung viel eher ein, weil sie Körperkontakt als ein Grundbedürfnis wahrnehmen. Je älter wir aber werden, umso schwerer fällt es uns, körperliche Nähe einzufordern.

"Es ist viel einfacher zu sagen: Ich bin sexuell nicht befriedigt. Aber die einfache körperliche Nähe, die ist ganz schwer zu artikulieren."
Martin Grunwald, Psychologe Universität Leipzig

Darum geht es beim Weltknuddeltag

Der "Weltknuddeltag" (Englisch: "National Hugging Day") wurde vom amerikanischen Pfarrer Kevin Zaborney, 1986 ins Leben gerufen und erstmals in der Stadt Caro in Michigan gefeiert. Das Datum – den 21. Januar – hat Zaborney bewusst gewählt: Es liegt zwischen Weihnachten als dem Fest der Liebe, dem Valentinstag als dem Tag der Liebenden und noch mitten im Winter, in dem sich die trübe Witterung häufig sehr stark auf die Gefühlswelt niederschlägt.

Auf der offiziellen Website zum Weltknuddeltag wird die knuddelbarste Person des Jahres gewählt. Diese Auszeichnung erhielten zum Beispiel der ehemalige US-Präsident Barack Obama, die chilenischen Minenarbeiter des Grubenunglücks von San José oder der Fußballtrainer Jürgen Klopp.

Shownotes
Weltknuddeltag
Warum uns Umarmungen so guttun
vom 21. Januar 2020
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Martin Schütz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter