Eines Tages schmeißt Silke Oppermann ihre Festanstellung hin, packt den Rucksack und besucht weltweit Ökodörfer. Denn so wie sie bisher gelebt hat, will sie nicht weitermachen. Heute studiert sie Nachhaltige Entwicklung und will dazu beitragen, unseren Planeten zu retten.
Mit 33 Jahren hatte Silke Oppermann eigentlich vieles erreicht: Abgeschlossenes Politikstudium, unbefristeter Job in einem Großunternehmen in München. Aber irgendwie fühlte es sich für Silke doch nicht richtig an, wenn sie jeden Morgen zur Arbeit fuhr. Vor allem in der Zeit, als am Münchner Hauptbahnhof zahlreiche Geflüchtete ankamen, stellte sie sich die Frage, wie sinnvoll ihre eigene Arbeit eigentlich ist.
"An solchen Morgenden fuhr ich ins Büro und setzte mich an meinen ergonomisch optimierten Schreibtisch an meine Aufgaben - nämlich Pressemitteilungen über Dunstabzugshauben schreiben - Bäm!"
Langer Entscheidungsprozess: Alles hinschmeißen und im Leben neu anfangen
Vom Zweifel hin zur Entscheidung, mit dem bisherigen Leben zu brechen, war für Silke nicht einfach. Den sicheren, gut bezahlten Job aufgeben und aus dem schicken München weggehen?
"Es brauchte dann noch ungefähr ein Jahr und verschiedene Begegnungen, bis ich dann den Mut aufbrachte, diesen Bullshit-Job an den Nagel zu hängen."
Silke packte ihren Rucksack und reiste mehrere Monate durch verschiedene Länder, wo sie vor allem Ökodörfer besucht hat: zum Beispiel das Permakulturprojekt Otepic in einem Slum in Kenia. Hier wird der lokalen Bevölkerung unter anderem gezeigt, wie eine ökologische, nachhaltige Landwirtschaft aussehen kann, die der Natur nicht schadet.
Sie reist auch in das Ökodorf Auroville, das schon vor 50 Jahren gegründet wurde. Es gilt als das größte der Welt mit mehr als 2000 Einwohnern. Gegründet wurde es von der Französin Mira Alfassa. Das Dorf soll eigentlich mal eine Stadt mit 40.000 Einwohner werden. Die Entstehungsgeschichte ist eher spirituell und weniger öko, auch wenn heute vieles auf Nachhaltigkeit angelegt ist. Der Ort, soll Menschen Raum geben, in Einheit friedliche zusammenzuleben, um durch Meditation ein höheres Bewusstsein zu erlangen.
Nicht für immer: Auroville
Das Dorf liegt in Südindien. Silke hat dort zwei Monate verbracht. Sie sagt, es war ein Wechselbald zwischen Faszination und Ernüchterung. Die Menschen fühlen sich angezogen von der Idee der Gleichheit und Einheit. Die ersten Bewohner haben Bäume gepflanzt, früher war dort eine Wüste, der Monsun hatte die fruchtbare Erde weggespült. Heute steht da ein Dschungel.
Eingeschränkte Meinungsfreiheit
Während ihres Aufenthalts hat sie auch beim Lokalradio von Auroville mitgearbeitet. Ganz klare Anweisung: "Bitte keine politischen Nachrichten", hieß es ihr gegenüber. Für Silke ein Punkt, weshalb sie sich nicht vorstellen könnte, langfristig in Auroville zu leben. Die indische Regierung unterstützt zwar Auroville und hat ein spezielles Visum für Langzeitbewohner geschaffen, das bis zu fünf Jahre währt. Doch im Zweifelsfall kann die Regierung die Visa, die sie ausstellt auch wieder einkassieren, sagt Silke. Daher werde grundsätzlich davon abgeraten, an Demos teilzunehmen oder sich politisch zu äußern.
"Es könnte in Zukunft ja nötig sein, dass ich politisch unbequem werden möchte. Dann kann ich das eher in meinem Heimatland, wo man sich mit mir auseinandersetzen muss und man mich nicht vor die Tür setzen kann."
Bis heute bereut Silke ihre Entscheidung nicht. Nach ihrer Reise war für Silke manches klarer: Sie will nicht mehr dazu beitragen, dass die Erde noch weiter zerstört wird, sondern im besten Fall dazu, dass es ihr wieder besser geht. Deshalb auch ihr Entschluss, ein zweites Studium an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde aufzunehmen. Ihr Ziel ist es, herauszufinden, wie die Nahrungssysteme der Zukunft aussehen könnten.