Viele denken: Wenn dieser Strich am Arm Richtung Herz wandert, dann habe ich eine Blutvergiftung. Und das sei dasselbe wie eine Sepsis. Aber so einfach ist das nicht. Die Sepsis kann sogar tödlich enden und kommt häufiger vor als zum Beispiel Schlaganfall oder Brustkrebs. Trotzdem kennen viele die Krankheit zu wenig.
Mal angenommen, wir haben eine Entzündung am Fingernagel. Und dann wandert von der Hand aus ein Strich am Arm hoch Richtung Herz. Viele halten das dann für eine Blutvergiftung. "Aber das keine Blutvergiftung, das ist nur eine Entzündung der Lymphgefäße", sagt Mark Oette, Infektiologe an einem Kölner Krankenhaus.
"Gemeinhin wird die Blutvergiftung mit der Sepsis gleichgesetzt. Die Blutvergiftung ist aber ein viel weiterer Begriff."
Eine Sepsis tritt häufiger als ein Schlaganfall oder Brust- und Darmkrebs auf. Auch junge und fitte Menschen können daran erkranken. Das Schwierige sei, die Sepsis zu erkennen. Selbst für Ärzte sei das eine Herausforderung, sagt Mark Oette.
Sepsis ist die dritthäufigste Todesursache
Sepsis ist eine Krankheit, bei der eine schwere Entzündung vorliegt, meistens durch eine bakterielle Infektion hervorgerufen. "Diese schwere Entzündung führt dazu, dass der gesamte Körper mit all seinen Organen aus dem Ruder läuft. Die ganzen Steuerfunktionen, die für uns selbstverständlich sind, funktionieren nicht mehr", sagt Mark Oette. Das führe zu einem kompletten Organversagen. Deshalb sterben ein Viertel der Menschen, die an einer Sepsis erkranken.
Schnelles Erkennen überlebenswichtig
"Wenn wir die Sepsis schnell erkennen, können wir für den Patienten viel erreichen", sagt Mark Oette. Deshalb rät er: Wenn wir uns bei einem Infekt sehr schlecht fühlen und die Ursache nicht lokalisieren können, dann sollten wir möglichst schnell einen Notarzt rufen.
Eine Sepsis kann bei verschiedenen Entzündungen auftreten:
- Lungenkrebs
- Entzündungen im Harntrakt
- Hautinfektionen
Der klassische Insektenstich oder ein kleiner Schnitt mit einem Messer sind allerdings selten die Ursache.
Sobald Mark Oette eine Sepsis erkannt habe, bleiben oft nur noch Stunden oder Tage für die Behandlung. Besonders wichtig ist eine möglichst rasche Antibiotikatherapie. Zusätzlich geht es um ein Flüssigkeitsmanagement, möglicherweise wird auch die Intensivmedizin eingeschaltet.
"Wenn erst zwei oder drei Stunden später Antibiotika gegeben werden, erhöht sich die Sterblichkeit schon enorm."
Antibiotika wirken nicht immer, so Mark Oette, aber wenn sie früh eingesetzt werden, senken sie die Sterblichkeit erheblich. Problematisch seien allerdings resistente Bakterien. "Wir wissen, dass im südlichen Europa unempfindliche Bakterien sehr viel häufiger verbreitet sind, als bei uns im Norden."