Der Sänger und Ex-DSDS-Juror Michael Wendler hat offenbar den Aluhut aufgesetzt und auf Twitter eine groteske Erklärung verbreitet, in der er die Coronavirus-Pandemie in Frage stellt und das deutsche Fernsehen "gleichgeschaltet" nennt. Warum uns das nicht egal sein sollte, besprechen wir mit Netzaktivistin Katharina Nocun.
Michael Wendler, verschuldeter Schlagerstar und bis vor Kurzem Juror bei der RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar", hat mit seinem Tweet für Spott im Netz aber auch für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Fast 300.000 Menschen folgen "dem Wendler" auf Instagram. Und allein aus diesem Grund sind seine Aussagen nicht belanglos, sagt Netzaktivistin Katharina Nocun.
"Es besteht die Gefahr, dass der eine oder andere durch das, was Herr Wendler da sagt, in diese Verschwörungs-Bubble reingedrückt wird."
Einige seiner Fans könnten nun in Kontakt mit Verschwörungsmythen kommen und in eine Bubble geraten, die nicht ganz ungefährlich sei: In einschlägigen Gruppen im Netz kursieren Falschinformationen über Corona, Ängste werden geschürt und schnell geht es auch um radikale Inhalte, so Katharina Nocun, die im Mai zusammen mit der Psychologin Pia Lamberty das Buch "Fake Facts: Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen" herausgebracht hat.
Aus der Forschung wisse man, dass besonders Menschen in Kontrollverlust-Situationen anfälliger seien für Verschwörungsnarrative, die ihnen dann Halt und Struktur geben könnten. Wer in einer schwierigen Situation sei, gerade auch in der aktuellen Pandemie, der suche vielleicht nach vermeintlich einfachen Erklärungen.
Katharina Nocun befürchtet, dass Fans des Schlagerstars in einen Sog geraten könnten. Denn Michael Wendler hat dazu aufgerufen, ihm auf Telegram zu folgen. Er "teilt dort bereits Inhalte von handfesten Verschwörungsideologen, das kann man nicht anders sagen", so die Netzaktivistin.
"Wir wissen aus der Forschung, dass Menschen in Kontrollverlustsituationen anfälliger sind für Verschwörungsnarrative."
Ob und wie lange Michael Wendler schon in diesem Milieu unterwegs sei, ließe sich von außen kaum bewerten, meint Katharina Nocun: Vielleicht hat er schon lange passiv Verschwörungsmythen konsumiert und sich erst jetzt öffentlich geäußert - oder aber die Entwicklung ist ganz neu.
Dass die ganze Aktion nur ein PR-Gag sei, wie manche auch vermuten, glaubt Katharina Nocun nicht. Das wäre ein "ziemliches Eigentor". Denn Sender und Werbepartner haben nun bereits erklärt, die Zusammenarbeit mit ihm zu beenden. Karrieretechnisch könnte dieser Schritt also das Aus für Michael Wendler sein.
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