Viel Regen statt Hitze – der angekündigte sogenannte "Höllensommer" bleibt bisher aus. Doch auch wenn es sich gerade nicht hochsommerlich anfühlt: Die Daten des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus zeigen, dass es auch ohne Dauerhitze immer wärmer wird.

Wie zuverlässig sind Vorhersagen zum Wetter Monate im Voraus? Wie zu erwarten: Nicht besonders, erklärt Niklas Weise von Wetter Online. Langfristmodelle in der Meteorologie berechnen, wie warm oder kalt es wird, erklärt er. Begriffe wie der von vielen Medien bereitwillig aufgegriffene "Höllensommer" – der eben genau eine solche Wettervorhersage Monate im Voraus impliziert beziehungsweise bereits als gegeben annimmt – nerven den Meteorologen. Weil sie "nicht besonders seriös" sind, sagt er.

"Viele Medien – auch Meteorologen – machen einen Fehler: Wenn ein Langzeitmodell ergibt, dass ein Sommer zwei Grad höher wird, ist es ein 'Höllensommer'."
Niklas Weise, Meteorologe bei Wetter Online

Denn: Zwei Grad mehr müssen laut Niklas Weise eben nicht bedeuten, dass der Sommer superheiß und trocken wird. Unabhängig davon, dass es in Deutschland momentan eben nicht sommerlich heiß ist, werde es im Schnitt eben trotzdem messbar wärmer.

Mark Beneckes "Höllensommer"

Den Begriff "Höllensommer" prägte übrigens keine Meteorologin oder kein Meteorologe, sondern der Kriminalbiologe Mark Benecke verwendete ihn in einer Vorlesung, unter anderem in seiner Vorlesung an der Hochschule für Finanzwirtschaft und Management in Bonn.

"Ich kann ihnen aus der Erfahrung der letzten Jahre mit fast völliger Sicherheit – so gut das natürlich geht, es gibt immer noch andere Einwirkungen auf der Welt – kann ich ihnen sagen, dass wir den Höllensommer des Jahrhunderts und Jahrtausends kriegen werden", so Mark Benecke.

Einige Medien haben den Begriff übernommen und damit – erwartbar – Schlagzeilen macht. Dabei sei der Begriff am Ende eine starke Zitatverkürzung aus einer Vorlesung, die länger als eine Stunde dauert, findet Deutschlandfunk-Nova-Reporter Jan Dahlmann.

Im Rahmen des bisher überwiegend verregneten und eben nicht ultraheißen Sommers 2025 kam der Begriff dann bumerangartig zurück.

"Im Netz gibt es viele ironische Videos von Nutzenden, die sich im Regen filmen und über den Horrorsommer lustig machen."
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Doch der langfristige Blick ist entscheidend: Die Daten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus ergeben, dass der Juni 2025 der bisher heißeste Juni in Westeuropa seit 1950 war. Der Juli war hingegen normal für einen Sommermonat in Deutschland – und trotzdem überdurchschnittlich warm.

Heißester Juni in Westeuropa seit 1950

Was die aktuelle Temperatur jetzt im Juli betrifft, liegen wir "knapp über dem Mittel", sagt Meteorologe Niklas Weise. Ein wärmerer Sommer bedeute eben nicht, dass es wochenlang Hitze oder Trockenheit geben müsse. Wechselhafte Phasen gehörten eben auch dazu.

"Die Sommer sind in den letzten Jahren generell schon viel wärmer geworden. Wir haben uns schon daran gewöhnt, dass es so warm ist."
Niklas Weise, Meteorologe bei Wetter Online

Anzeichen für einen richtig heißen Spätsommer gibt es Niklas Weise zufolge nicht. Es könnte aber sein, dass sich nochmal ein Hochdruckgebiet durchsetzt und dass es dann auch wieder für ein bis zwei Wochen sehr warm wird.

Shownotes
Klimawandel
Wo bleibt er, der sogenannte "Höllensommer"?
vom 29. Juli 2025
Moderation: 
Till Haase, Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk-Nova-Reporter
Gesprächspartner: 
Niklas Weise, Meteorologe bei Wetter Online