WG-Leben heißt auch: Kompromisse eingehen und Rücksicht nehmen. Rüth hatte eine Mitbewohnerin, deren Freund ständig da war. Das hat irgendwann genervt. Barbara Perfahl ist Wohnpsychologin und kennt solche Streitpunkte – aber auch Lösungen.
Das Leben in ihrer Dreier-WG hatte sich Rüth ein wenig anders vorgestellt. Ihre zwei Mitbewohnerinnen hatten beide einen Freund. Der eine habe zeitweise teils einen Monat in der WG verbracht, der andere sei oft mehrmals die Woche aufgeschlagen.
"Der eine Freund ist gerne mal länger geblieben, schon fast den ganzen Monat und der andere war öfter die Woche da."
Der Wohnraum in der WG sei an sich schon ziemlich klein gewesen, mit zeitweise fünf Menschen wurde es wirklich eng – und die Privatsphäre wurde immer kleiner. Die Küche war ständig belegt, dazu spät abends oft noch laute Musik, putzen hat Rüth die Jungs auch nie gesehen, die WG-Kasse wurde auch nicht aufgefüllt, erzählt sie.
WG-Leben mit der Zeit ziemlich nervig
Rüth wollte auf keinen Fall spießig sein, doch trotz aller Toelranz habe sie irgendwann schon das kleinste Gelächter aus der Küche genervt. Die WG-Zeit sei trotzdem interessant gewesen. Davor habe Rüth schon mit 13 Menschen in einem Wohnheim gelebt. Ihr Fazit: "Das reicht jetzt für mich", sagt sie.
WG – Wenn das Gleichgewicht aus den Fugen gerät
Wer in eine WG lebt, der hat zunächst Bock auf Menschen, sagt die Wohnpsychologin Barbara Perfahl. Wichtig für das Wohlfühlen sei jedoch die Rückzugsmöglichkeit und Ruhe, um sich erholen zu können. Dafür brauche es Privatsphäre, die mit jeder zusätzlichen Person in einer WG ins Wanken gerate.
"Ein Hauptaspekt beim Wohnen und für das Wohlfühlen ist die Rückzugsmöglichkeit, Ruhe haben und sich erholen zu können. Dafür brauche ich Privatsphäre."
Partnerschaften der WG-Mitglieder können bis dato funktionierende Strukturen stören, das Gleichgewicht ins Wanken bringen und negative Dynamiken fördern: Plötzlich reicht ein Kühlschrankfach nicht mehr aus zum Beispiel oder die Absprache für die Nutzung bestimmter Räume und Bereiche funktioniert nicht mehr. Auch wenn solche Dinge nicht absichtlich passieren, für Betroffene kann das ziemlich anstrengend sein, sagt Barbara.
Das Zusammenleben der Wohngemeinschaft neu verhandeln
Wer in einer WG wohnt, sollte grundsätzlich zwar erst mal nichts gegen Besuch oder Partnerinnen und Partner haben, die zum Übernachten bleiben. Die Frage sei nur, in welchem Ausmaß das geschieht. Wenn es jemandem zu viel werde, dann müsse das Zusammenleben neu verhandelt werden. Das heißt, sich hinsetzen und mit der WG-Gemeinschaft sprechen, sagt Barbara Perfahl.
"Liebe Mitbewohnerin und Mitbewohner, ich hätte was, über das ich gerne sprechen würde. Hast du heute Abend eine halbe Stunde?"
"Ich hätte was, über das ich gerne sprechen würde" – das Gespräch dürfe eine offizielle Note bekommen, um die Bedeutung zu unterstreichen. Geht es dann um finanzielle Beteiligung, Balkonnutzung und andere Themen, so sei es stets wichtig, die eigenen Grenzen wahrzunehmen, diese auch einzufordern und an ursprüngliche Absprachen zu erinnern, so die Psychologin.
Nicht jede WG funktioniert
Trotz vieler Gespräche und Versuchen, Kompromisse zu finden – es kann sein, dass eine WG einfach nicht funktioniert. Das sei Realität. Grundsätzlich aber würde reden immer helfen – einfach schon, um ein Bewusstsein für ein Problem zu schaffen, dass anderen manchmal gar nicht so klar ist, sagt Barbara.
"Es gibt auch WGs, die nicht funktionieren auf Dauer. Das kann halt passieren. Aber grundsätzlich ist meine Erfahrung, dass Reden in den meisten Fällen hilft, oft ist das denn anderen gar nicht so bewusst."
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- Rüth hatte eine Mitbewohnerin deren Freund ständig da war
- Wohnungspsychologin - Dr. Barbara Perfahl