Duisburg-Marxloh gilt weniger als ein Quartier für Studis und WGs, sondern mehr als das Ghetto des Ruhrgebietes. Dennoch leben ein paar Studis dort. Weil der Verein "Tausche Bildung für Wohnen“ sie mit einem Deal überzeugt hat. "Ihr gebt Nachhilfeunterricht - und bekommt im Gegenzug ein WG-Zimmer".
Unser Reporter Dominik Peters war in Marxloh und hat sich das 2014 gegründete Projekt angeschaut. Dort hat er auch Lena getroffen, die als eine der ersten ein Zimmer bezogen hat. Weil alles noch nicht fertig war, zog sie damals mit Luftmatratze und Campingkocher ein. Inzwischen arbeitet sie als Projektmanagerin und die Zimmer werden von der dritten Studierendengeneration bewohnt.
"Ich kam nach Marxloh. Freunde von mir haben gesagt, du bist bekloppt, geh da nicht hin."
20 qm, warm, für 30 Nachhilfestunden im Monat
Insgesamt können sechs voll möblierte WG-Zimmer mit der Bildungsmiete bezahlt werden. Die Kosten der WG-Zimmer übernimmt der Verein "Tausche Bildung für Wohnen“, der sich aus Spenden und öffentlichen Geldern finanziert. Das größte Zimmer im Haus misst 20 Quadratmeter und wird derzeit von dem Studenten Imad bewohnt.
"Ich bin ein Jahr lang immer von Aachen nach Duisburg gependelt. Ich hatte etliche Wohnungsbesichtigungen und habe immer nur Absagen erhalten."
Als Gegenleistung gibt Imad innerhalb eines Monates 30 Stunden Nachhilfe. Der Verein ihn mit einer Qualifizierung auf die Arbeit mit den Kindern vorbereitet. Gelernt wird in der so genannten "Tauschbar", dem Begegnungszentrum des sozialen Start-ups. Neben der Unterstützung im Bildungsbereich gestalten "Bildungspaten" wie Imad auch die Freizeit der Kids.
Die Nachhilfeschüler
Die Kinder, die zur Nachhilfe kommen, stammen aus 15 verschiedenen Ländern. Sie finden hier neben fachlicher Unterstützung auch praktische Hilfe. Student Imad zum Beispiel serviert ein paar Käsebrote für seine Schülerin. Die schreibt morgen Mathe und neben Kenntnissen in Addition und Subtraktion braucht sie auch eine Portion Nervennahrung.
Die Schüler, die hier Unterstützung finden, stammen aus 15 Ländern. Einige sind erst vor Kurzem mit ihren Familien aus Rumänien und Bulgarien hierher gekommen. Es sind Armutszuwanderer. Andere haben türkische Wurzeln und sind hier geboren. 60 Kinder des Stadtteils Marxloh können von den Aktivitäten des Projektes profitieren. Alle Aktivitäten, die zur Freizeitgestaltung gehören, werden auch von den entsprechenden Einrichtungen oder von städtischer Seite gefördert. Praktisch geht es um freie Eintritte, Räume oder die Nutzung von Instrumenten.