Gleicher Musikgeschmack, ähnlicher Humor, passendes Sternzeichen – wie versucht ihr herauszufinden, ob die Person, die ihr datet, die richtige für euch sein könnte? Und was macht ihr, wenn es in der Partnerschaft Konflikte gibt?
Die drei häufigsten Bindungsstile
Herauszufinden, welchen Bindungsstil ihr habt, kann sich für beides lohnen. Denn je nach Bindungsstil sind unsere Bedürfnisse bei Dating und Beziehung, aber auch bei Konflikten ganz unterschiedlich.
Drei Bindungsstile sind besonders häufig, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sarah Brendel: der sichere, der ängstliche und der vermeidende Bindungsstil. Was zeichnet die typischerweise aus?
Menschen mit sicherem Bildungsstil …
- … haben ein positives Bild von sich selbst und anderen.
- … fühlen sich wohl mit Intimität und Nähe.
- … haben meist aber auch kein Problem damit, dem Partner oder der Partnerin Freiraum zu lassen.
- … haben eher ein gutes Selbstwertgefühl.
- ... sind meist emotional ausgeglichen.
- ... können oft gut kommunizieren.
"Menschen, die einen sicheren Bindungsstil haben, sind grundsätzlich zufriedener mit ihren Beziehungen."
Wer einen sicheren Bildungsstil hat, kann sich glücklich schätzen, denn im Schnitt sind diese Bindungstypen auch zufriedener mit ihren Beziehungen als Menschen mit anderen Bindungsstilen, so unsere Reporterin.
Das Schöne auch: Dieser Stil ist sozusagen "ansteckend" – im positiven Sinn. Denn ein sicherer Bindungsstil kann sich auch auf die Partner*innen übertragen. Und das selbst, wenn diese einen ängstlichen Bindungsstil haben.
Menschen mit ängstlichem Bindungsstil …
- … haben eher Angst vor Nähe.
- … haben gleichzeitig Angst davor, verlassen zu werden.
- … verfügen meist über ein etwas geringeres Selbstwertgefühl.
- … neigen eher zu Selbstzweifeln.
- … sind mit ihrem Wohlbefinden oft abhängig vom Partner oder von der Partnerin.
- … leiden häufiger unter Verlustangst.
- … benötigen tendenziell viel Bestätigung.
- … reagieren üblicherweise etwas empfindlich auf Anzeichen von Distanz oder Ablehnung.
- … neigen eher zu starken Gefühlsschwankungen.
Darunter leiden sie dann unter Umständen auch, sagt der Pascal Vrticka, Bindungsforscher und Professor für Psychologie an der Uni Essex in Großbritannien, den unsere Reporterin bei ihrer Recherche zum Thema befragt hat.
"Starke Gefühlsschwankungen können dann auch noch dazukommen. Und das kann die Beziehung natürlich auch belasten."
Der dritte Bindungsstil unter den drei häufigsten ist der sogenannte vermeidende Bindungsstil. Diese Menschen haben mit Nähe eher ein Problem.
Menschen mit vermeidendem Bindungsstil …
- … wollen in der Regel selbstständig und unabhängig bleiben.
- … vermeiden Intimität eher.
- … können eher nicht so gut über Gefühle sprechen.
- … fällt es tendenziell schwer, verbindlich zu sein.
- … ziehen sich bei Konflikten eher zurück.
"Menschen mit vermeidendem Bindungsstil werden als eher kühl oder manchmal sogar egoistisch wahrgenommen."
Die meisten von uns haben einen dieser drei Bindungsstile. Je nach Beziehung kann sich der Bindungsstil aber auch ändern. Mit unserer Mutter etwa können wir einen sicheren Bindungsstil haben, mit unserem Vater vielleicht einen eher vermeidenden und mit unserem Partner oder unserer Partnerin wieder einen anderen.
Bindungsstile allein können keine Aussage darüber machen, ob wir generell eine gute Beziehung haben können oder nicht – sie können aber unser Verständnis von Beziehungen erleichtern.
Bindungsstile stammen aus unserer Kindheit
Bindungstypen entstehen in der frühen Kindheit, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sarah Brendel. Unter anderem werden sie davon beeinflusst, wie unsere Eltern auf uns eingehen. Menschen, deren Eltern immer da sind, wenn sie sie brauchen, bilden später wahrscheinlicher einen sicheren Bindungsstil aus, erklärt sie.
"Man lernt, dass wenn man etwas braucht, man sehr leicht jemandem kommunizieren kann 'Ich brauche Hilfe' und dass diese andere Person dann auch immer gleich zur Verfügung steht und einem dann auch genau das gibt, was man dann in dieser Situation braucht."
Ein ängstlicher Bindungsstil kann dadurch entstehen, erklärt unsere Reporterin, dass zwar manchmal Eltern oder andere Bezugspersonen zur Stelle sind und helfen, wenn man Hilfe braucht, aber eben nicht immer.
"Man weiß nie, wann man Hilfe bekommt, und klammert sich deswegen auch an den Partner."
Und wenn die Eltern oft nicht da sind oder die Bezugspersonen Kinder sogar ignorieren, dann kann das einen vermeidenden Bindungsstil fördern. Das Learning in der Kindheit dabei quasi: Wenn ich Hilfe brauche, ist niemand da.
"Deshalb entwickelt man dann vermeidende Strategien, die mit einem starken Autonomie-Bedürfnis verbunden sind und eher mit einer Annahme, dass man für sich selber sorgen muss."
Wenn wir besser verstehen, welcher Bindungstyp wir selbst sind und welcher unser Partner oder unsere Partnerin, eröffnen sich uns Möglichkeiten. So können wir etwa die Unterschiede zu unseren Partner*innen und auch dadurch entstehende Konflikte besser kommunizieren und vielleicht auch akzeptieren.
Bindungsstile sind veränderbar
Ganz wichtig: Unsichere Bindungsstile sind nicht per se etwas Schlechtes oder zu Heilendes, betont unsere Reporterin. Sie bringen schlicht ihre eigenen Bedürfnisse mit sich und verlangen manchmal ein bisschen mehr Arbeit von allen Beteiligten.
Wenn ihr aber etwas an eurem Beziehungstyp ändern wollt, geht das theoretisch, zumindest in Maßen – es ist offenbar nicht ganz in Stein gemeißelt, wie wir beziehungsmäßig ticken: Der Bindungsforscher Pascal Vrticka zumindest sagt, unser Bindungsstil kann sich ändern, und das mitunter auch ziemlich stark und auch kurzfristig.
Wir können das etwa mit einer Therapie versuchen. Aber auch die Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens nach der Kindheit in Beziehungen machen, können unseren Beziehungsstil ändern – im Positiven wie im Negativen.
