Rund 260.000 Wildunfälle gab es 2017, umgerechnet sind das über 700 pro Tag. Was wir tun sollten, wenn wir ein Wildtier mit dem Auto angefahren haben, fasst der Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig zusammen.

Eine Horrorvorstellung: Wir fahren durch den Wald und plötzlich springt ein Reh auf die Fahrbahn. Ausweichen klappt nicht mehr, ist im Zweifel auch manchmal gefährlicher, als weiterzufahren.

Der Schock ist dann erst einmal groß, wenn das verletzte oder tote Reh auf der Straße liegt. Wer danach einfach mit dem Auto wegfährt, weil er sich überfordert fühlt, begeht Fahrerflucht. Gleichzeitig verstößt er auch gegen das Tierschutzgesetz und macht sich so zweifach strafbar. Wer das tote oder verletzte Tier ins Auto packt und wegfährt, macht sich der Wilderei schuldig.

Was tun nach einem Wildunfall

  • Unfallstelle absichern: Warnblinker anschalten, Warndreieck aufstellen, Warnweste anziehen
  • Polizei benachrichtigen, die benachrichtigt dann auch den Förster
  • Mit dem Handy die Unfallstelle, das Tier und die Unfallspuren am Fahrzeug fotografieren (für die Versicherung)
  • Das verletzte Tier nicht anfassen (Verletzungsgefahr und Verstoß gegen das Tierschutzgesetz)
  • Ein totes oder verletztes Tier nicht mitnehmen (Wilderei)

Auch, wenn wir einem Wildtier, das wir angefahren haben, helfen möchte, sollten wir es auf keinen Fall anfassen. Es reicht die Polizei zu informieren, die dann einen Förster anruft, der sich um das verletzte Tier kümmern kann. 

Zum einen stresst es das wahrscheinlich ohnehin schon panische Tier noch mehr, wenn wir uns nähern oder es gar anfassen. Zum anderen können wir nicht wissen, wie das Tier aus Angst reagieren wird. Im Zweifel könnte es uns durch einen Tritt oder einen Biss verletzen. Oder uns mit einer Krankheit anstecken, was allerdings selten vorkommt. 

"Verletzte Tiere sind oft in Panik und können einen Menschen, auch wenn er noch so hilfsbereit ist, schwer verletzten oder, auch wenn das relativ selten vorkommt, Krankheiten übertragen."
Mario Ludwig, Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte

Tipps, wie ihr einen Unfall vermeidet

  • Wer ein Wildwechsel-Schild sieht, sollte vom Gas gehen
  • Nachts im Wald mit Fernlicht fahren, solange wir den Gegenverkehr nicht beeinträchtigen
  • Neue Straßen sind tückisch, weil die Tiere ihre gewohnten Wege beibehalten
  • Wenn schon einige Wildtiere die Straße passiert haben, immer mit Nachzüglern rechnen
  • Während der Brunftzeit (September bis Januar und Juli bis August) besonders vorsichtig fahren
"Nach dem Gesetzgeber fallen nur Zusammenstöße mit sogenanntem Haarwild unter den Begriff Wildunfall. Also Zusammenstöße mit größeren Wildtieren wie Hirschen, Rehen, Wildschweinen, Luchsen und Füchsen."
Mario Ludwig, Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte

Die häufigsten Zusammenstöße passieren mit Rehen, weil es relativ mehr als Wildschweine oder Damhirsche gibt. Rund 200.000 Wildunfällen gab es im Jahr 2016 in Deutschland laut einer Statistik des Deutschen Jagdverbandes. 

Schon bei einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde wirkt bei einem Frontalzusammenstoß mit einem Reh rund einer Tonne Gewichtskraft auf die Windschutzscheibe unseres Autos. Durch Wildunfälle werden pro Jahr durchschnittlich rund 2.800 Menschen verletzt, zehn davon tödlich.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Wildunfälle
Verletzte Wildtiere nicht anfassen
vom 13. März 2019
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte