Temu, Shein und Co.: 4,6 Milliarden Päckchen kommen jährlich aus dem Ausland in die EU und gehen direkt an die Bestellenden. Mit einer Gebühr möchte die EU nun gegensteuern. Auch das grundsätzliche Ende der zollfreien Einfuhr ist absehbar.

Mit einer Gebühr von zwei Euro je Sendung will die Europäische Kommission offenbar Billigimporte von außerhalb der Europäischen Union – vor allem solche aus China – eindämmen.

Direktimporte als Problem

Handelskommissar Maroš Šefčovič teilte dem Europäischen Parlament mit, so sollten die Kosten der jährlich 4,6 Milliarden direktimportierten Sendungen kompensiert werden. Das sind 12 Millionen Sendungen täglich. "Und 90 Prozent dieser Päckchen kommen eben aus China", sagt der Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven. Nach Angaben der EU-Kommission hat sich die Zahl der Direktimporte im Jahr 2024 – verglichen mit 2022 – verdreifacht.

"Wir haben innerhalb von ein, zwei Jahren fast eine Verdoppelung von dieser Päckchenzahl gehabt."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Das betrifft also insbesondere Direktimporte von Firmen und Plattformen wie Temu, Shein, Ebay und Co. Für Importe, die über Lager in Europa verteilt werden, sollen 50 Cent je Päckchen erhoben werden.

"Diese Gebühr soll pauschal für all diejenigen anfallen, die direkt beim Hersteller bestellen, also zum Beispiel in China und sich das direkt nach Hause liefern lassen."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Die Regelung zielt auf Sendungen mit einem Warenwert von weniger als 150 Euro, also unter der Zollgrenze, erklärt Nicolas Lieven. Hinter den Plänen für die Einfuhrgebühr stehe wohl auch die Sorge, dass falls der Handelskonflikt zwischen den USA und China weiter eskalieren sollte, viel Billigwaren, die eigentlich für die USA bestimmt waren, dann in Europa landen könnte.

In einem nächsten Schritt soll 2028 die Zollfreigrenze fallen, sagt Nicolas Lieven. Bislang sind Waren mit einem Wert geringer als 150 Euro zollfrei.

Marge oder Marktanteile?

Für Konsumierende stelle sich nun vor allem die Frage, ob die chinesischen Hersteller die Kosten für die Einfuhr an die Kundschaft weitergeben, sagt Nicolas Lieven.

Er vermutet, dass den Herstellern Marktanteile wichtiger sind, als ihre Gewinnmargen. Und er verweist auf ein spezielles Marktsegment: Die europäischen Einfuhrzölle auf E-Autos im Automobilsektor hätten die Hersteller nicht an die Kund*innen weitergereicht.

"Sehr häufig geht es um Marktanteile. Die sagen einfach wir wollen die Konkurrenz einfach vom Markt drücken."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Unser Bild zeigt Mitarbeiter eines Logistikunternehmens in Qingzhou beim Beladen eines Containers mit Postsendungen.

Shownotes
Wirtschaft und Zölle
Zwei Euro je Päckchen – EU plant Gebühr auf Direktimporte
vom 24. Mai 2025
Moderation: 
Ivy Nortey
Gesprächspartner: 
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist